Türkische Regierung setzt auf Krieg

■ Nach einer PKK-Attacke größter bisheriger Militäreinsatz

Istanbul (taz) — Die türkischen Politiker und Medien sind nach der fehlgeschlagenen Attacke der PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) auf die Militärkaserne Derecik nahe der irakischen Grenze in Jubelstimmung. „Seit zwei Tagen sammeln wir die Leichen ein. Über 200 Personen sind getötet worden“, sagte der Kommandant der Brigade in Hakkari, Utku Güney. „Die Räuberbanden haben eine vollständige Niederlage erlitten. Der türkische Soldat hat die Räuber im Blutmeer ertränkt“, schlagzeilt das türkische Massenblatt Sabah in seiner gestrigen Ausgabe. Der türkische Premierminister Süleyman Demirel kritisierte Kreise, die eine politische Lösung der Kurdenfrage anstreben.

Demirel hat endgültig den Falken im Militärapparat die Lösung der Kurdenfrage überlassen. Auf der Sitzung des „Nationalen Sicherheitsrates“ am vergangenen Freitag waren politische Gruppierungen und Parteien, insbesondere die „Arbeitspartei des Volkes“, die einen politischen Dialog mit der PKK fordert, zur Zielscheibe erklärt worden. Vor dem türkischen Verfassungsgericht läuft ein Verbotsantrag. Der Oberstaatsanwalt des Staatssicherheitsgerichts Ankara fordert die Aufhebung der Immunität von 22 Abgeordneten. Wegen „separatistischer Aktivitäten“ will er die Todesstrafe gegen die Parlamentarier fordern. Am Montag waren führende elf Funktionäre der Partei festgenommen worden. Ömer Erzeren Siehe auch Seiten 9 und 10