Der Erfolg einer Investitionsruine

■ Hamburger SV: 2:0 gegen den VfL Bochum / erster Sieg in dieser Saison / Hartmann und Bester trafen

2:0 gegen den VfL Bochum / erster Sieg in dieser Saison/ Hartmann und Bester trafen

Es gibt keinen Anlaß, schon wieder an den Berufsfußballern des Hamburger SV herumzumäkeln. Denn der Anlaß, ein 2:0 gegen den VfL Bochum ist wahrlich kein geeigneter. Zwei Tore gegen eine Mannschaft, deren Trainer Holger Osieck sich hernach „erneut frustriert“ zeigte, weil die „Überlegenheit“ seiner Equipe „nicht in Tore umgemünzt werden konnte“, waren zwar kein Kunststück, schließlich ist auch der frühere DFB-Angestellte Osieck im Sinne des Arbeitsplatzerhaltes gehalten, nach dem Abpfiff eine Mischung aus pädagogischem Fingerspitzengefühl und Annäherung an die Wirklichkeit einer neunzigminütigen Begegnung zu finden.

Doch bewunderswert war es schon, was der HSV zuwege brachte. Zwei Tore vor eigenem Publikum - das übrigens diesmal etwa 16000fach versammelt war -, das war in dieser Saison noch nicht gelungen. Jürgen Hartmann, der aus Stuttgart gekaufte und inzwischen vielfach als Investitionsruine geschmähte Mann erzielte es in Abstaubermanier in der 15. Minute, nachdem der Hamburger Sturm so etwas wie einen planvollen Angriff wider eine Bochumer Abwehr ohne Überblick zustandebrachte.

Eine Halbzeit lang kickten die Kicker von Hunkes Gnaden ansehnlich, coordeslos sozusagen probierten sie etwas wie bundesligawürdige Spielzüge, intelligente Pässe und überraschende Kombinationen, sogar Thomas von Heesen spielte mit und beschränkte sich nicht nur aufs Torkeln. Erst in der zweiten Hälfte war der typische HSV wiederzuerkennen, ein schwerer Rückfall in frühere Zeiten war zu konstatieren, eine Agonie sondergleichen, die fast den Westdeutschen den Ausgleich gebracht und den Hamburgern den ersten Sieg während der laufenden Spielzeit gekostet hätte. Doch allein: Der VFL Bochum war zu schwach und allzu durchsichtig bemüht, es nicht zu arg kommen zu lassen. Und zur Strafe für tapferes, aber wenig zwingendes Tun erzielte Marinus Bester — ein lauffreudiges

Spielerchen aus dem Stall

von Werder Bremen —

in der 89. Minute gar das 2:0. Die Zuschauer zogen befriedigt von dannen, Trainer Benno Möhlmann war, niemand konnte es ihm verdenken, sogar „froh“ über den „ersten Sieg“. Das klang kühler, als es gemeint war: Wie inner-lich bewegt mußte der Mann gewesen sein. Bei einer Niederlage hätte

1alle Welt gesagt: An Coordes lag es nicht, warum also sollte es der Möhlmann richten können?

Am kommenden Wochenende darf sich der HSV auf seinen Lor-

1beeren ausruhen, spielfrei ist er, weil er im Pokalgeschäft nicht mehr involviert ist. Und dann, noch eine Woche weiter, droht auch ein Rückfall in der Statistik: Auswärts-

1gegner ist dann Borussia Dortmund: Möhlmann weiß Gott sei Dank, daß er dort eigentlich nur gewinnen kann, richtig oder moralisch. Arne Fohlin