„Wie zu Beginn der Kolonisierung“

■ Französisch-afrikanischer Gipfel mit vielen Verstimmungen

Berlin (taz) — Der 17. französisch-afrikanische Gipfel, der heute in Gabun beginnt, steht im Zeichen wachsender Unsicherheit über die Zukunft des Kontinents. Noch vor zwei Jahren, auf dem letzten derartigen Treffen im französischen La Baule, hatte Paris sich mit seiner Verknüpfung von Zusammenarbeit mit Demokratisierung zum Hoffnungsträger der gegen ihre Diktatoren demonstrierenden AfrikanerInnen gemacht. Heute konstatiert sogar die frankophile Zeitschrift Jeune Afrique: „Die Militärs sind an die Vorfront der französischen Afrikapolitik gerückt. In ihren Augen benötigt die Sicherung französischer Interessen einen Rückzug auf wenige profitable und schützbare Stützpunkte — die Politik von Säbel und Handelskontor, wie zu Beginn der Kolonisierung.“

Denn seit der Demokratisierung Schwarzafrikas wird auch die französische Wirtschaftspräsenz auf dem Kontinent kritischer betrachtet. Französische Multis beherrschen in Ländern wie Kongo oder der Elfenbeinküste ganze Industrie- und Dienstleistungszweige. Als aber Anfang dieses Jahres der neue kongolesische Ministerpräsident Andre Milongo vorschlug, die französisch dominierte Ölförderung in seinem Land der US-Konkurrenz zu öffnen, wurde er fast weggeputscht.

Wem die etwa 8.000 über den Kontinent verstreuten französischen Soldaten nützen, wurde im letzten Jahr wiederholt deutlich. Sie intervenierten Ende September 1991 in Zaire, um nach schweren Unruhen gemeinsam mit Diktator Mobutus Nationalgarde französische Bürger zu schützen — aber sie blieben passiv, als im Dezember 1991 das Militär in Togo das Parlament bombadierte und den demokratischen Ministerpräsidenten Kokoh Koffigoh verhaftete. Parolen wie „Mitterrand — Mörder!“ wurden danach äußerst beliebt. Gegenwärtig ist ein Schwerpunkt der Anti-Frankreich-Stimmung die Zentralafrikanische Republik, deren Opposition bei ihren derzeit häufigen Demonstrationen auf Handzetteln die französische Kollusion mit Kapitalflüchtlingen anprangert.

Auf dem jetzt beginnenden Gipfel wird der Mißmut unterschwellig bleiben müssen. Zum erstenmal wird Frankreich nicht von Staatspräsident Mitterrand, sondern von Premierminister Pierre Beregovoy vertreten. D.J.