Makelloser Liebeszauber

■ Glatt und heiter: Das Junge Forum Musiktheater singt und spielt Stephen Sondheims Musical "Das Lächeln einer Sommernacht"

„Das Lächeln einer Sommernacht“

Ein sommerlicher Liebesreigen zu Walzerklängen ist Stephen Sondheims Musical Das Lächeln einer Sommernacht („A Little Night Music“), das im Schweden der Jahrhundertwende spielt. Amoureuse Abenteuer und wahlverwandtschaftliche Gefühlsverwirrungen tun sich hier für gleich drei Ehepaare auf; das Ränkespiel gipfelt in einem Weekend auf dem Lande, das für alle Beteiligten zu einem echten Sommernachtstraum gerät - frei nach Shakespeare.

Mit der Hamburger Erstaufführung des Sondheim-Musicals von 1973, das auf einen frühen Film von Ingmar Bergmann zurückgeht, hat am Wochenende das Junge Forum Musiktheater die Saison eröffnet. Und Nico Rabenalds Diplominszenierung geht gleich in die Vollen.

Das muß sie wohl auch, denn Das Lächeln einer Sommernacht ist ein Musical, das durchaus mit dem pompöseren Genre der Oper liebäugelt. Dafür sprechen die Üppigkeit der Partitur und die sehr klassische Orchesterbesetzung mit Streichern sowie Holz- und Blechbläsern, aber auch die durchgängig im Dreiviertel-Takt gehaltenen Kompositionen und die Länge der musikalischen Nummern. Und wie in der griechischen Antike gibt es im Stück einen Chor, der die Handlung treu begleitet. Die scheinbare Traditionslastigkeit war jedoch für Sondheim vor allem ein Mittel zum ironisierenden Zweck, weswegen es seinem Musical auch nicht am heiteren Grundton fehlt.

Nico Rabenald hat sich auf die Herausforderung eingelassen - und begegnet ihr professionell. Denn Profis aus der Musical-Scene sind seine Darsteller allesamt, ebenso wie Pamela Adams und Steven Gross als musikalische Leiter und Joel de Tiege als Choreograph. Sie alle bringen Erfahrungen aus Cats oder dem Phantom der Oper mit und präsentieren technisch wie stimmtechnisch makellose Qualität. Sie singen und spielen, als könnten sie tatsächlich einem zart vergilbten Photoalbum neues Leben einhauchen. Die Zuschauer können über den Bildern der heilen, vergangenen Welt träumen, derweil sie, wie auch die Sommernacht es tut, über die Protagonisten lächeln, die sich mit den Wirren des Liebeszaubers abmühen.

Das Konzept geht auf, fast jedenfalls. Wenn Sondheims Lächeln einer Sommernacht Wunschträume und Nostalgie zum Thema macht, dann stören einige kitsch- und klischeebeladene Episödchen der Rabenald-Inszenierung nicht wirklich, obgleich sie das ironische Augenzwinkern, wenn überhaupt, nur sehr vage vermuten lassen. Richtig zu kurz gekommen ist in der Hamburger Nachwuchs-Inszenierung eigentlich nur der körpersprachliche Ausdruck der Darsteller. Wo Musik, Handlung und Poesie der Songs immer auch mal Disharmonien wagen, ohne an verführerischem Bann einzubüßen, da ist es schließlich schade, wenn das Spiel der körpersprachlichen Verführungen auf das viel zu glatt funktionierende Repertoire von „Cats“- und „Phantom“- Erotik beschränkt bleibt. Dorothea Schüler

Hochschule f. Musik u. Theater, 6., 7., 10. 13. u. 14.10., 20 Uhr