Garlstedt für die Bundeswehr?

■ Nach Abzug der Amerikaner ist die Zukunft des Areals unsicher

Die neue Verwendung der Lucius D. Clay-Kaserne in Garlstedt ist immer noch offen. Das 120 Hektar große Gelände, in dem bis zum Sommer ca. 4.500 amerikanische Soldaten untergebracht waren, ist im Besitz des Bundesvermögensamtes. Die erste Option auf eine künftige Nutzung hat die Bundeswehr. Trotz der abgeschlossenen Standort-Reform denkt man auf der Hardthöhe offenbar ernsthaft über eine hausinterne Nutzung des Komplexes nach.

„Das ist der modernste Kasernen-Komplex Europas“, erklärt der Presseoffizier des Wehrbereichtskommandos II in Hannover, Hans-Dieter Daufenbach, die neuen Begehrlichkeiten. Im Gespräch für die Verlegung sind immer noch die Nachschubschule des Heeres in Bremen-Grohn (500 Lehrkräfte, 272 Zivilangestellte und 1.500 Schüler) sowie Teile des Panzerbataillons Schwanewede (insgesamt 1.851 Soldaten mit 55 Zivilbeschäftigten).

Offiziell mag bislang aber niemand diese Möglichkeiten bestätigen. „Die Stationierungsentscheidungen sind alle gefallen, da wird sich nur noch in ganz geringem Maße etwas ändern“, versichert Wolf-Reinhard Voigt, Pressesprecher auf der Hardthöhe. Der Bund habe den Standortkommunen bestimmte Sicherheiten garantiert. Für Schwanewede heißt das für die Zukunft: 1.851 Soldaten plus Zivilangestellte werden in dem kleinen Ort bleiben.

Aber selbst wenn es zu einem Umzug von Bundeswehr-Einheiten kommen sollte, ist ein großer Teil des Geländes immer noch frei. Deshalb wünscht sich der Oberkreisdirektor von Osterholz, Hans-Dieter von Friedrichs, zusätzlich die Ansiedlung von Gewerbe. „Es gibt bereits seriöse Bewerber für ein Viertel der freiwerdenen Fläche“, erklärt Friedrichs. Da sich die Bundeswehr aber dem Landkreis gegenüber noch nicht geäußert habe, müßten diese Bewerber vertröstet werden. von Friedrichs wäre über den Einzug von Bundeswehr-Einheiten auch nicht böse. „Die bringen guten Umsatz für unsere Einzelhändler.“

Willkommenes Klientel wären hier die gutverdienenden Ausbilder der Nachschubschule Grohn. Doch Bremens Standortkommandant, Oberst Loer, ist gegenüber einem Umzug skeptisch. „Die weitere Nutzung wird rein politisch entschieden“, erklärte er auf Anfrage, am neu durchgesetzten Stationierungskonzept werde sich nichts ändern.

Bis Ende des Jahres will sich das Verteidigungsministerium mit seiner entgültigen Entscheidung über die weitere Nutzung des Geländes Zeit lassen, zweimal bereits war ein solcher Zeitpunkt in die Zukunft verschoben worden. Den Bund drängt die Zeit nicht. Denn bis Ende 1993 sind die Amerikaner vertraglich zur Instandhaltung des gesamten Komplexes gebunden. Aber den Kommunen juckt es dafür umso mehr in den Fingern, weil diverse Unternehmen an die Türen klopfen und Arbeitsplätze versprechen.

Aus dem BMV wird denn auch kolportiert, daß sich bestimmte Truppenteile regelrecht um den Einzug in die freiwerdenen Kaserne beworben hätten — eben wegen des guten baulichen Zustandes und dem breiten Sport- und Freizeitangebot in den ehemaligen amerikanischen –Baracken“. „Unsere Struktur ist nicht so, daß die Einheiten das selbst entscheiden können“, reagiert darauf der Bremer Standort-Chef skeptisch. mad