Kurdisch-kurdische Kämpfe im Nordirak

■ Peschmerga griffen Lager der PKK an

Ankara (taz) — In den nordirakischen Grenzregionen zur Türkei sind bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Peschmerga-Kämpfern der „Kurdistan Front“ und Partisanen der „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) ausgebrochen. Nach Informationen aus dem Gebiet begannen die Kämpfe, nachdem Peschmerga-Verbände der (irakischen) Patriotischen Union Kurdistans von Jalal Talabani und der (irakischen) Demokratischen Partei Kurdistans von Massud Barzani am Donnerstag ein PKK-Lager im Grenzgebiet angegriffen hatten.

Rund 3.000 kurdische Peschmerga haben sich an dem Angriff auf das PKK-Lager beteiligt. Mehrere Menschen sollen ums Leben gekommen sein. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser in Arbil und Süleymaniya transportiert. Der Sprecher der Demokratischen Partei Kurdistans in der türkischen Hauptstadt Ankara, Safeen Dizayee, bestätigte gestern die Angriffe gegen PKK-Basen in den Regionen von Hakurk, Haftanin und Basian. Die großangelegte Operation sei bei einer Sitzung des Regionalparlamentes des von Kurden kontrollierten Gebietes im Nordirak beschlossen worden. Ziel des Angriffes sei es, die „vom Nordirak aus geführten militärischen Aktivitäten der PKK gegen die Türkei zu stoppen“, sagte Dizayee gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der Militärsprecher der Patriotischen Union, Mustafa Cavresch, wies darauf hin, daß die Vertreter der Kurdistan Front die PKK mehrfach gewarnt hatten, von kurdischem Territorium im Nordirak aus die Grenze zu überschreiten und türkische Grenzposten anzugreifen. „Falls die PKK nicht geht, werden wir sie mit Gewalt vertreiben. Dies ist der Beschluß unserer Regierung und unseres Parlamentes“, sagte Cavresch gegenüber der Istanbuler Tageszeitung Özgür Gündem.

Ein kurdisch-kurdischer Krieg hatte sich seit einiger Zeit angekündigt. Die PKK nennt die nordirakischen Kurdenführer „Verräter“. Die Kurden im Nordirak sind aufgrund des Embargos von Saddam Hussein vollends auf Hilfslieferungen der Alliierten über die Türkei angewiesen. Die Versorgungslage in dem Gebiet ist katastrophal. Insbesondere fehlt es an Öl, das über die Türkei bezogen werden könnte. In Gesprächen der irakischen Kurdenchefs mit US- Politikern und türkischen Politikern waren Talabani und Barzani darauf gedrängt worden, gegen die PLKK vorzugehen. Im Gegenzug verspricht Ankara den irakischen Kurden „freundschaftliche Beziehungen“. Vor wenigen Monaten hatte das türkische Außenministerium den Kurdenführern sogar diplomatische Pässe ausgestellt. Ömer Erzeren