Briefmarken bald teurer

■ Ab dem 1.April: Keine Drucksachen mehr/ Postkarte 80 Pfennig

Bonn (AP/AFP/taz) — Mit Portoerhöhungen und Rationalisierungen will die Post in die schwarzen Zahlen kommen. 2,6 Milliarden Mark Mehreinnahmen verspricht sich der Postdienst durch das Konzept „Brief 2.000“, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel gestern in Bonn. Die Einsparungen durch Rationalisierung bezifferte er mit 1,8 Milliarden Mark pro Jahr. Bevor die Pläne Realität werden können, müssen noch der Aufsichtsrat des Unternehmens und Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling zustimmen. Das neue Konzept soll ab 1.April 1993 in Kraft treten und vor allem der Wirtschaft deutliche Preiserhöhungen bescheren. Zwar bleibt der Standardbrief unverändert bei einer Mark. Schwerere und größere Briefe werden aber fast alle teurer. Auch für Urlaubsgrüße per Postkarte müssen die KundInnen mehr zahlen: Ab April gehört eine 80-Pfennig- Marke drauf. Drucksachen und Briefdrucksachen werden abgeschafft. Zwar soll es für gewerbliche Versender weiterhin Massendrucksachen geben, doch auch hier steigen die Preise.

Zumwinkel betonte, ohne durchgreifende Maßnahmen würde der Briefdienst in den nächsten Jahren ein Defizit in Milliardenhöhe erreichen und zum „Sanierungsfaß ohne Boden“ werden. Schon im laufenden Jahr erwarte man angesichts erheblich gestiegener Personalkosten ein Minus von 300 Millionen Mark.

Kritik wurde gestern von seiten der SPD und der FDP laut. Der Vorsitzende des Bundestags-Postausschusses, Peter Paterna (SPD), nannte die Pläne gestern eine „Beutelschneiderei zugunsten des Bundesfinanzministers“. Die Bundespost sei das einzige Postunternehmen in der EG, das mit zehn Prozent Abgaben an den Staat belastet sei. Der FDP-Abgeordnete Josef Grünbeck nannte die Pläne einen „Skandal“ und forderte deutsche Unternehmen zum Boykott von Drucksachen auf.