Wirtschaft in neuen Schuhen

■ Bremer Uni weiht neues Haus ein: In BIBA soll kooperiert werden

In der Bremer Industrielandschaft hat er „Klinken geputzt“ und Unternehmer gefragt: „Wo drückt der Schuh?“ Das war vor acht Jahren der Beginn für Bernd Hirsch als Leiter des Bremer Instituts für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA). Gestern, bei der Einweihung des neuen BIBA-Gebäudes konnte Hirsch sein „gelungenes Konzept“ vorstellen. Hirsch nannte sein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördertes Modellprojekt, die „Arbeit an der Produktion der Zukunft“.

Der Bremer Wirtschaft fehle bisher die „wissenschaftliche Flankierung“, umschrieb Hirsch die Bedeutung von BIBA. Das Institut sei das Bindeglied zwischen wissenschaftlicher Forschung und wirtschaftlichem Nutzen im Unterweserraum. 120 MitarbeiterInnen, zur Hälfte StudentInnen, aus technischen, sozial- und geisteswissenschaftlichen Bereichen seien daran beteiligt die Probleme der Wirtschaft aufzuspüren und anzugehen — „ganzheitlich“ und „interdisziplinär“. BIBA, so Hirsch, würde dabei nicht nur Lösungen auf der „technologischen Plattform“ entwickeln, sondern sei auch an der praxisbezogenen „Anwendung“ beteiligt. Und schließlich hinterfrage man auch die „Anwendung in Bezug auf die Rolle des Menschen“.

Sieben Millionen Mark kann BIBA jährlich ausgegeben werden. Das Geld fließt zum großen Teil in die Förderung der Betriebs- und Automatisierungstechnik und in rechnergestütze Konstruktions- und Fertigungsverfahren. Hirsch, der 14 Jahre in der Luft- und Raumfahrt gearbeitet hat, ist begeistert von den Möglichkeiten der neuen Technologien: Innerhalb von sechs Tagen könne man eine „Idee in eine prototypische Lösung“ umsetzen. Nach seinem Erfolgskonzept versuche er leistungsfähige regionale Firmen in europäische Projekte „mitzunehmen und einzubringen“. Wer konkurrenzfähig bleiben wolle, müsse „kooperationsfähig“ sein, meint Hirsch.

Wirtschaftssenator Claus Jäger. unterstützt BIBA mit 2,4 Millionen Mark. Für die Grundfinanzierung flossen 3,5 Millionen. Der „strukturelle Anpassungsprozeß“ müsse rechtzeitig beginnen, sagte Jäger und kündigte eine Erweiterung des Technologieparks an der Uni auf die angrenzenden Schrebergärten an: „Dynamische Entwicklung darf nicht an räumlicher Enge scheitern“. Wenn Bremen wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen wolle, „brauchen wir ungefähr eine Milliarde Mark für die Ausweitung der Technologien“, meinte Jäger. Seine Aufforderung an Bonn, den Geldbeutel zu öffnen, war bestimmt für Bernd Neumann, den zuständigen Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT). Doch der konnte es nicht hören, weil sein Hubschrauber Verspätung hatte.

Marion Wigand