Asylstelle darf nicht auf den Pfefferberg

■ Innensenat lehnt Alternativstandort aus fadenscheinigen Gründen ab/ Ab 26. 10. Asylstelle in Hohenschönhausen

Berlin. Die Asylstelle könnte binnen kurzem ohne technischen Aufwand in leerstehende Bürogebäude auf dem Pfefferberg in Prenzlauer Berg verlegt werden. Das bestätigten gestern der dortige Baustadtrat Matthias Klipp (Bündnis 90), Mitarbeiter des Vereins »Pfefferwerk«, und das Neue Forum. Der zentrale Alternativstandort böte von seiner Anlage und dem sozialen Umfeld her weitaus günstigere Voraussetzungen als das Ex-Stasi-Gelände in Hohenschönhausen. Doch die Innenverwaltung hat das Angebot gestern unter fadenscheiniger Begründung ausgeschlagen. Eine Prüfung der Büroräume habe ergeben, so Innensenatssprecher Bernd Krziscik, daß diese »absolut unakzeptabel« für die Asylstelle seien. Sie seien in so einem schlechten baulichen Zustand, daß zuerst »eine Grundsanierung« erfolgen müsse. Außerdem seien die Räume »nur über eine anfangs steile, steinerne Treppe« erreichbar, was aus feuerwehrtechnischen Gesichtspunkten absolut unzulässig sei, zitierte Kriziscik aus dem Gutachten »zweier erfahrener Sachbeamter«.

Der von der taz damit konfrontierte Baustadtrat Klipp kann sich nicht des Eindrucks erwehren, daß die Prüfer ihren Auftrag »offensichtlich sehr flüchtig erledigt haben«. Andernfalls wäre ihnen aufgefallen, daß es neben der engen Treppe an der Schönhauser Allee »einen sehr großen, breiten zweiten Eingang mit Pförtnerloge« zu dem Gelände an der Christinenstraße gebe. Auch daß die rund 1.500 Quadratmeter großen Bürogebäude ohne Grundsanierung nicht nutzbar seien, will dem Baustadtrat nicht in den Kopf: »Im Haus 6 auf dem Gelände arbeitet seit zwei Jahren unser Hochbauamt.« Mit den Büroräumen der Innenverwaltung am Fehrbelliner Platz könne man natürlich nicht konkurrieren. Auch das Problem der maroden Heizung könnte binnen kurzem durch eine mobile Containerheizung behoben werden. »Das haben wir auch in einigen Schulen so getan. Heutzutage ist doch fast alles machbar, wenn man es nur will«, so Klipp.

Das Gelände auf dem Pfefferberg gehört jeweils zur Häfte dem Land und dem Bund. Das »Soziokulturelle Zentrum Pfefferwerk«, das dem Senat den Alternativstandort unterbreitete, nutzt dort größere Teile und will dort bleiben. Die Wohnungsbaugesellschaft WIP verwaltet die Liegenschaft, möchte sie aber an das Bezirksamt abtreten. Am vergangenen Dienstag befaßten sich die Stadträte mit dem Vorschlag, die Asylstelle für ein halbes Jahr auf dem Pfefferberg anzusiedeln. Sie faßten jedoch mehrheitlich den Beschluß, es bestünde kein Handlungsbedarf, weil sich der Senat bereits für Hohenschönhausen entschieden habe. Klipp interpretierte den Beschluß persönlich so, daß das Bezirksamt »wohl eher froh ist, wenn der Kelch der Asylstelle an uns vorübergeht«.

Unterdessen hat die Innenverwaltung nach Informationen der taz entschieden, daß die Asylstelle in Hohenschönhausen erst am 26. Oktober geöffnet werden soll, weil die Baumaßnahmen — rund 200.000 Mark sollen dort inzwischen investiert worden seien — noch nicht soweit gediehen sind. Die Asylsuchenden, die bereits ab kommenden Montag dorthin geladen wurden, werden dann von Polizisten erfahren, daß sie vergebens kamen. Auch ob ein Zubringerbus eingerichtet wird, ist nicht geklärt. Die Innenverwaltung geht davon aus, daß die Flüchtlinge von der S-Bahn Friedrichsfelde Ost mit zwei normalen Buslinien dorthin fahren. Diese aber verkehren nur am frühen Morgen und nachmittags. Mit einer Öffnung der Wärmehalle wird frühestens Mitte November gerechnet.

Der ausländerpolitische Sprecher der SPD, Barthels, versicherte gestern gegenüber Mitarbeitern des »Bündnisses gegen Abschiebungen«, er wolle den Standort Pfefferberg prüfen. Gegebenenfalls werde er sich zusammen mit dem SPD-Fraktionschef Staffelt dafür bei Heckelmann einsetzen. Plutonia Plarre