Demonstrationen im Gaza-Streifen

■ Tausende solidarisierten sich mit den hungerstreikenden Gefangenen

Tel Aviv (taz) — Tausende Palästinenser im besetzten Gaza- Streifen bekundeten gestern ihre Solidarität mit den 5.000 palästinensischen „Sicherheitshäftlingen“, die aus Protest gegen die Haftbedingungen in israelischen Gefängnissen vor elf Tagen in einen Hungerstreik getreten sind. Gestern morgen begannen die Schüler des Flüchtlingslagers und der Stadt Rafah zunächst in ihren Schulen mit einem Solidaritätsstreik. Später zogen etwa 5.000 von ihnen zum Büro des Roten Kreuzes in Rafah, wo 800 Frauen, Verwandte der hungerstreikenden Gefangenen, einen Sitzstreik abhalten. Die Schülerdemonstration zog dann weiter zum Al-Awdah- Platz, wo es zu schweren Zusammenstößen mit bereitstehenden Einheiten des israelischen Grenzschutzes kam. Nachdem die Schüler sich geweigert hatten, ihre Versammlung aufzulösen, schoß die Grenzpolizei Gasgranaten in die Menge. Im Laufe der langandauernden Auseinandersetzungen bewarfen die Schüler die Grenzpolizisten mit Steinen. Palästinensischen Quellen zufolge wurden auch Molotowcocktails geworfen. 108 Demonstranten seien verwundet worden, der Zustand von fünf Personen soll bedenklich sein.

Aus dem Gaza-Streifen, der am gestrigen Yom-Kippur-Feiertag Israels hermetisch abgeriegelt war, wurde berichtet, daß auch in allen übrigen Flüchtlingslagern Solidaritätsdemonstrationen mit den palästinensischen Gefangenen stattfanden. Zur größten Demonstration kam es in der Stadt Gaza. Nach palästinensischen Informationen beteiligten sich rund 8.000 Menschen. Sie stießen sowohl auf dem zentralen Falastin-Platz als auch vor dem Gefängnis der Stadt Gaza auf schwerbewaffnete israelische Einheiten. 13 durch Gummigeschosse verwundete Personen wurden bis zum Nachmittag ins Al- Ahli-Krankenhaus eingeliefert. Mitarbeiter der UNRWA teilten mit, seit vielen Monaten habe es keine so massiven Demonstrationen im Gaza-Streifen mehr gegeben. Amos Wollin