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Prozeß gegen Magdeburger Skins eröffnet

■ Fünf Haupttäter vor Gericht, die Anfang Mai Punks in einer Gaststätte überfallen und einen 23jährigen getötet hatten/ Keine Anklage wegen Totschlags

Berlin (taz) — In Magdeburg begann gestern vor der Jugendstrafkammer der Prozeß gegen fünf Skinheads, die mit etwa 60 anderen am 9.Mai dieses Jahres eine Gruppe Punks in der Gaststätte „Elbterrassen“ überfallen hatten. Die Rechtsradikalen hatten bei ihrem Angriff den 23jährige Torsten Lamprecht getötet. Die Polizei hatte zugesehen.

Vier der Angeklagten kommen aus Magdeburg, der fünfte und mutmaßliche Haupttäter, Frank F., aus Wolfsburg. Allen wird Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Frank F. steht außerdem wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Drei der Angeklagten sind auf freiem Fuß, zwei sitzen in Untersuchungshaft.

Der Prozeß, zu dem zahlreiche ZuschauerInnen erschienen waren, wurde gestern schon nach einer Stunde — nur die Anklageschrift war verlesen worden — auf den kommenden Montag vertagt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß es sich bei den fünf Angeklagten um „den harten Kern“ der gewalttätigen rechten Jugendlichen handelt. Während der Ermittlungen konnten die Ankläger aber nicht klären, wer Torsten Lamprecht erschlagen hat. Dem 23jährigen war mit einem Baseballschläger der Kopf eingeschlagen worden. Die Staatsanwaltschaft hofft, daß der jetzige Prozeß Aufschluß darüber gibt, ob sich der Täter unter den Angeklagten befindet oder im weiteren Umfeld zu suchen ist.

Lamprechts Mutter sowie sieben weitere Jugendliche aus der Punkszene treten in dem Prozeß als NebenklägerInnen auf. Bisher sind zwanzig Zeugen geladen.

Zehn der etwa 30 Punks in den „Elbterrassen“ waren bei dem Überfall im Mai zum Teil schwer verletzt worden. Die Rechten waren mit Latten, Schreckschußpistolen und Leuchtmunition bewaffnet, die sie zum Teil aus nächster Nähe abschossen. Sieben Polizisten beobachteten den Angriff, der nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in zwei Wellen erfolgte, griffen aber nicht ein. Gegen sie laufen Ermittlungsverfahren.

Der Überfall hatte wegen seiner Brutalität und des Fehlverhaltens der Polizei bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Zwei Wochen später fand in Magdeburg eine Trauer-Demonstration für den Ermordeten statt.

Insgesamt wurde nach dem tödlichen Angriff der Rechten in Magdeburg gegen 35 Personen ermittelt. Neun Jugendliche werden vor dem Jugendschöffengericht, vier vor dem Jugendgericht angeklagt, für sechs Erwachsene sind Strafbefehle beantragt. Elf weitere Jugendliche bekamen Arbeitsauflagen. bm

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