Schockanrufer terrorisiert den Norden

■ Nach Anruf: Frau zündete Haus an um Tochter zu retten

Ein sogenannter „Schockanrufer“ hat vor knapp einem Monat eine 54 Jahre alte Frau aus Hameln veranlaßt, ihr eigenes Haus anzuzünden. Falls sie kein Feuer lege, so drohte der Mann ihr am Telefon, würde es ihrer angeblich entführten Tochter schlecht ergehen.

Die Geschichte ist kein Einzelfall: In ganz Norddeutschland terrorisieren Anrufe dieser Art die Menschen, in den meisten Fällen Frauen. Jetzt hat sich das Landeskriminalamt in Hannover (LKA) eingeschaltet.

Dort werden zur Zeit systematisch alle Fälle von „Schockanrufen“ in Niedersachsen aus den vergangenen zwei Jahren gesammelt. „Nach ersten telefonischen Rückmeldungen wissen wir bisher von 203 Fällen“, erklärte der Pressesprecher des Landeskriminalamtes, Detlef Ehrike.

Dieses Zahl dürfte, wenn in den nächsten 14 Tagen alle Unterlagen in Hannover eintreffen, sprunghaft ansteigen. Allein die Polizei in Braunschweig, so hieß es dort am Donnerstag, weiß von 83 Anrufen in ihrem Bereich. In Salzgitter waren es 77. In Oldenburg hätten der oder die Täter in den vier Tagen 40 Mal zugeschlagen. In Göttingen dagegen gab es bisher keinen einzigen Schockanruf.

Die Vorfälle ähneln sich: Unbekannte melden sich, berichten von schweren Unfällen Familienangehöriger oder Entführungen. Dann versuchen sie ihre erschrockenen Opfer zu sinnlosen oder gar gefährlichen Taten zu bewegen. Dies sei, so sagen sie, zum Wohle der angeblich Geschädigten notwendig. Meistens legen die Betroffenen einfach wieder auf.

Andere, wie die Frau in Hameln und eine Frau in Braunschweig, die ebenfalls Freuer legte, lassen sich von den skrupellosen Anrufern unter Druck setzen und folgen seinen Befehlen.

Jürgen Pardigol, zuständiger Dezernent beim LKA, hofft, daß alle von solchen Anrufen Betroffenen zur Polizei gehen. „Wir versuchen herauszufinden, ob hier ein Serientäter am Werk ist und wie wir ihn dingfest machen können. Je mehr Informationen wir bekommen, desto genauer können wir arbeiten“, sagte LKA-Mann Pardigol.

Daher hat das Landeskriminalamt auch in den angrenzenden Bundesländern nach etwaigen Fällen von Schockanrufern nachgefragt worden. Auch dort, so die Auskunft, sollen bereits Menschen nach ähnlichem Muster am Telephon in Angst und Schrecken versetzt worden sein.

dpa