Der Fehlerteufel in deutschen Atommeilern

■ AKW Krümmel und Neckarwestheim müssen abgeschaltet werden

Berlin (AP/taz) — Das acht Jahre alte Atomkraftwerk Krümmel im schleswig-holsteinischen Landkreis Lauenburg muß abgeschaltet werden. Wie die Hamburgischen Electricitäts-Werke gestern mitteilten, ist in dem 1.260 Megawatt starken Siedewasserreaktor ein Brennelement defekt. Es soll ausgewechselt werden. Der Schaden an dem oberhalb von Hamburg an der Elbe gelegenen Atommeiler war durch erhöhte Radioaktivität im Reaktorwasser bemerkt worden. Die abgegebene Radioaktivität liege weit unterhalb der genehmigten Grenzwerte, erklärte das Unternehmen.

Krümmel steht im Verdacht, durch seine radioaktiven Emmissionen für mehrere Leukämiefälle in der Region verantwortlich zu sein. Seit 1989 sind auf der niedersächsischen Seite der Elbe sechs Kinder und ein Jugendlicher an Leukämie erkrankt, zwei Kinder im nahegelegenen Geestacht leiden an der gleichen Krankheit. Zwei leukämiekranke Kinder sind bereits gestorben.

In Stuttgart hat der baden-württembergische Umweltminister Harald Schäfer (SPD) die Abschaltung von BlockI des Atomkraftwerks Neckarwestheim angeordnet. Es handele sich um eine Vorsorgemaßnahme, so das Ministerium. Der Grund der Vorsorge: Am 10.September waren an einem Erdkabel im Kraftwerksgelände Störimpulse bemerkt worden, die Fehler in einem Teil des Sicherheitssystems verursachten. Die defekten elektronischen Bauteile seien zwar gefunden worden, da jedoch die Schädigung weiterer elektronischer Baugruppen nicht ausgeschlossen werden könne, sei die Abschaltung angeordnet worden. ten