Kitas für manche bald unerschwinglich?

■ Schulbehörde plant für nächstes Jahr neues Beitragssystem / Eltern mit niedrigem Einkommen sollen keine Gebühren zahlen, die übrigen erwarten saftige Erhöhungen / Hamburg muß bis 1995 über 15.000...

/ Eltern mit niedrigem Einkommen sollen keine Gebühren

zahlen, die übrigen erwarten saftige Erhöhungen / Hamburg muß bis 1995 über 15000 neue Kindertagesheimplätze schaffen

Werden Hamburgs Kindergartenplätze im nächsten Jahr für viele Eltern unbezahlbar? Diese Befürchtungen treibt derzeit die „Elterninitiative Hamburger Kindertagesheime“ um. Grund für ihre Sorge: In der Schulbehörde wird an einer Senatsdrucksache für ein neues Beitragssystem gearbeitet. Wenn dies am 1.Januar 1993 in Kraft tritt, werden viele Eltern tiefer in den Geldbeutel greifen müssen.

„Wir wollen das System vereinfachen“, bestätigt Dr. Jürgen Näther vom Amt für Jugend auf Anfrage. Daß sich viele Eltern auf saftige Beitragserhöhungen gefaßt machen müssen, bejaht der stellvertretende Amtsleiter ebenfalls. Schließlich sollen durch die Anhebung jährlich vier Millionen Mark mehr in die Haushaltskassen der Stadt fließen. Doch die schlechter verdienenden Eltern können sich über die Pläne der Schulbehörde freuen. Wer monatlich weniger als 2000 Mark netto hat (Familieneinkommen!), soll vom nächsten Jahr an keine Gebühren mehr für den Kitaplatz zahlen müssen.

Die übrigen Väter und Mütter trifft es jedoch um so härter: Vor allem die Gebühren für Hortplätze werden - wenn die Pläne vom Senat gebilligt werden - drastisch in die Höhe schnellen. Liegt der Höchstsatz für einen Schulkindplatz derzeit bei 140 Mark, wird er im nächsten Jahr 80 Prozent des Ganztagessatzes (bis zu maximal 600 Mark) kosten. Thomas Meyer von der Elterninitiative: „Für etwa vier Betreuungsstunden eine völlig unangemessene Summe.“

Auch der Betrag für das zweite Kind soll künftig nicht mehr beim Mindestsatz (jetzt 60, geplant 75 Mark) liegen, sondern 30 Prozent der Gebühr des ersten Kindes ausmachen. Die Elterninitiative fürchtet, daß Kostensteigerungen bis zu 300 Prozent auf die Eltern zukommen. „Wenn wir sozial Schwache entlasten wollen, müssen wir die Kosten schließlich auf die Übrigen umwälzen“, wehrt Näther ab. Die Erhöhung habe auch nichts mit dem jetzt vom Bund vorgeschriebenen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu tun.

Dennoch bereitet dieser Rechtsanspruch, der vom Bund an die neue Abtreibungsregelung gekoppelt wurde, der Hamburger Schulbehörde große Sorgen. Statt wie bisher etwa 2500 neue Ganztagsplätze im Elementarbereich (3-6jährige) im Jahr, muß die Stadt jetzt bis 1995 15700 dieser Betreuungsplätze bereitstellen. Immerhin, so Näther, stehen in Hamburg 18000 Kinder auf Wartelisten für einen Kitaplatz. „Das soll auf Kosten der Hortplätze geschehen“, glaubt Klaus Reichel vom alternativen Wohlfahrtsverband „Soal“. Das Amt für Jugend habe in den letzten Tagen bei mehreren freien Trägern die Zusage für die Bezuschussung von geplanten Hortplätzen zurückgezogen.

„Im Hortbereich stehen wir momentan ganz gut da“, so Näther. In seiner Behörde bestünden aber keine Pläne, bestehende Hort- in Elementarplätze umzuwandeln: „Ich würde jedoch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, daß in der Finanzbehörde genauso gedacht wird.“ Sannah Koch