■ Das Porträt
: Sabine Kriechhammer-Yagmur foto nr. 11

Manchmal verschwindet sie fast hinter ihrer Bescheidenheit. Ein Porträt? Von ihr? Warum denn das? Viel lieber möchte sie über die Organisation mit dem unmöglichen Namen reden: „Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen e.V. — Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften“, kurz IAF. Die feiert am Samstag ihren 20. Geburtstag. Sabine Kriechhammer- Yagmur ist seit 1989 Bundesgeschäftsführerin. Zur Arbeit mit Ausländern ist sie, 1957 in Heidenheim geboren, schon als junge Studentin der Theologie gekommen. Damals lernte sie ihren kurdisch-armenischen Ehemann kennen und kam in eine Kontroverse mit der Amtskirche. Eine Ehe, wurde ihr bedeutet, mit einem Andersgläubigen käme nicht in Frage, wenn sie als Theologin arbeiten wolle. Sabine Kriechhammer-Yagmur empörte sich, wechselte das Studienfach, engagierte sich für das Ausländerwahlrecht: „Ich fand das eine Schweinerei, daß mein Partner nicht wählen durfte.“

Sie hat seither nicht aufgehört, sich einzumischen. Hinter dem Selbstzweifel der schmalen, blonden Frau mit der trotzig-kleinen Nase steckt eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen und Organisationstalent. Wo andere öffentlichkeitswirksam geißeln, setzt sie auf die Gespräche mit einzelnen. „Ich muß immer prüfen, ob meine Überzeugung und Kultur, ob meine Positionen einer kritischen Rückfrage standhalten.“ Richtig froh ist sie, wenn sie daran denkt, daß die IAF in ihrer Amtszeit erreichte, daß allein reisende Kinder auf dem Flughafen nicht wieder abgeschoben werden und in Hessen sogar eine Ausbildung beginnen dürfen. Andere Arbeitsfelder hätte sie sich „lieber nicht ausgesucht“: Artikel 16, neuen Rassismus, die Angst bei mit Ausländern verheirateten Frauen in den neuen Bundesländern. Die Arbeit der IAF wandelt sich ständig. Es sind zwar immer noch die Frauen, die das Projekt tragen, und die meisten Ratsuchenden sind weiblich. Inzwischen werden aber auch Männer in die Konfliktberatung einbezogen und die Interessen der Kinder gewahrt. Die Einladung zur IAF-Geburtstagsfeier zeigt auch dies: Fünf Paar Hände, schwarze und weiße, bilden einen Kreis über einer Trommel, eines davon gehört einem Mann. In der Festschrift heißt es, ganz in Sabine Kriechhammer-Yagmurs Credo „Hilfe zur Selbsthilfe“, zukunftsgewiß: „Trommeln nützt was!“ Heide Platen