Ein Minister auf der Suche

■ Verteidigungsminister Rühe springt über Sprachbarrieren

springt über Sprachbarrieren

Der Mann mit dem Dauer-Verdruß im Gesicht - „Ist das nicht der Rühe?“, fragte sich so mancher Passant hörbar am Samstag morgen im Wilhelmsburger Einkaufszentrum. Er war's. Ein Bundesverteidigungsminister auf der Suche nach dem Gespräch mit dem Bürger.

„Give me one more night“, flehte Phil Collins durch den „Karstadt“-Lautsprecher, als der Harburger Karrierist umrahmt von seiner Parteibasis, einer Jägermeisterbude und einem Infostand über den Islam zur Tat schritt. Sogleich machte sich der CDU-Politiker an seine Aufgabe: „Einen Beitrag zur Überwindung der Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politikern zu leisten“, wie der Hamburger Landesverband angekündigt hatte. „Guten Tag, Rühe mein Name“ - mit Handschlag gegen Politikverdrossenheit.

Der ehemalige Harburger Gymnasiallehrer - eine Erscheinung, die alle Voraussetzungen zum Kanzlerkandidat in sich versammelt: Zwar fehlt es im Kohl-Vergleich an Körperlänge, aber nicht an Masse (Stattlichkeit!), Schuhgröße (Standfestigkeit!) und mangelndem Textil- Geschmack (Anpassungsfähigkeit an die geltende Politiker-Norm). Und nicht an weltmännischem Selbstbewußtsein! So teilte er einigen griechischen Gespächspartnern („Wir kennen Sie aus dem Fernsehen“) en passant mit: „Die Griechen mußte ich kürzlich abmahnen, weil sie sich nicht an das Embargo gegen die Serben hielten. Das haben die nicht gerne gehört.“ Ebenso einfühlsam plauderte er mit einem kurdischen Wilhelmsburger: „Jaja, die Türken wollen jetzt wieder Waffen von mir geliefert bekommen.“

Eingehender unterhielt sich der

1Bundesverteidungsminister mit einem jungen Paar aus Bosnien über die politische Lage in der Bürgerkriegsregion. Weniger konkret: Seine Nachfragen zu den Problemen in seinem Wahlkreis. Derweil umrundet die Parteibasis den kleinen Menschenauflauf und versuchte das neueste CDU-Blatt an den Wähler zu bringen. Nicht immer mit Erfolg. „Mit der CDU bin ich durch“ - da konnte auch ein Gespäch mit „unserem Minister in Bonn“ nicht mehr helfen. sako