Antisemitische Hetzschriften aufgetaucht

■ In Hohenschönhausen gefundene antisemitische Pamphlete fordern indirekt zur Schändung jüdischer Gedenkstätten auf

Hohenschönhausen. In Hohenschönhausen sind vor etwa einem Monat antisemitische Flugblätter aufgetaucht, die als versteckter Aufruf zur Schändung von jüdischen Gedenkstätten interpretiert werden könnten. Darauf hat jetzt ein aufmerksamer Leser die taz hingewiesen. Als Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes firmiert ein gewisser A. Pohl. Es handelt sich dabei um den stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalistischen Front (NF) Andreas Pohl, dessen neonazistische Aktivitäten dem Verfassungsschutz schon länger bekannt sind. Mit Pohls Namen und derselben Tegeler Postfachnummer waren auch die rassistischen Hetzpamphlete gegen Asylbewerber im Zusammenhang mit der geplanten Verlagerung der Asylstelle gezeichnet gewesen, die Anfang Oktober ebenfalls in Hohenschönhausen gefunden worden waren (die taz berichtete).

Auf dem antisemitischen Flugblatt, das der taz in zum Teil schwer leserlicher Kopie vorliegt, ist ein Klappspaten mit einem Judenstern auf der Schippe abgebildet. Unter der Überschrift „Aktion Sühneklappspaten“ und der Heraushebung „Sind auch Sie ein reuevoller und schuldbewußter Bundeskonsumbürger“ heißt es: „Nun endlich ist er da für jeden anständig schuldbewußten Bundesbürger, der Sühneklappspaten mit dem Frau und Mann sich jederzeit eingraben oder noch besser begraben lassen können“, heißt es im Text. „Gegen eine lächerliche Gebühr von 100 Mark Eintritt“ erhalte „jeder reuebewußte Deutsche unter der Anleitung eines erfahrenen Rabbis praktische Anleitung im Gebrauch des Sühneklappspatens“. Anschließend würden westdeutsche Politiker „kostenlos (?!) für jeden Teilnehmer eine Broschüre ,Gedenkstätten des Nationalsozialismus‘ verteilen“, in denen „der schuldbewußte Bundeskonsumbürger über alle jüdischen Gedenkstätten in der brd unterrichtet“ werde. „Das Ganze“, heißt es weiter, „ist sogar mit einer großen Karte versehen, wo man eine jüdische Gedenkstätte besuchen kann um den Klappspaten auch wirkungsvoll einsetzen zu können.“ Es folgt die Adresse des Herausgebers, die Bundeszentrale für politische Bildung. Der Text endet mit dem Hinweis: „Falls Sie den Sühneklappspaten nicht wünschen, füllen Sie untenstehendes Formular aus und senden es an die DJI Jugendinitiative.“ Es folgt der Name A. Pohl und das Tegeler Postfach.

Der Chef des Verfassungsschutzes, Heinz Annußek, erklärte auf Anfrage, seiner Behörde seien zwar Flugblätter mit „dem Symbol des Klappspatens“ bekannt. Neu sei aber die verdeckte Aufforderung zur Schändung von jüdischen Gedenkstätten. Ob zwischen dem Pamphlet und den Anschlägen auf jüdische Friedhöfe und die Gedenkstätte Sachsenhausen ein Zusammenhang bestünde, so Annußek, „ist nicht ausgeschlossen, muß aber in Ruhe bewertet werden“. plu