Blue Notes aus Tokio

■ Aki Takase und Nobuyoshi Ino spielten piekfeinen Jazz in der Galerie Rabus

Allzu japanische Töne waren bei diesem vierten Konzert der „Japan-Tage“ nicht zu hören. Die Pianistin Aki Takase und Nobuyoshi Ino am Kontrabass repräsentierten aber gerade mit ihrem sehr weltbürgerlichen Zug durch die verschiedenen Jazzstile eine Musik, die in ihrem feinsinnigen Eklektizismus sehr japanisch ist. In ihrem Programm zeigten die beiden die ganze Bandbreite ihres Könnens. Aki Takase stellte fast lehrbuchhaft alle Techniken vor, mit denen Jazzpianisten die akustischen Möglichkeiten des Instruments erweitert haben: sie zupfte und dämpfte die Saiten mit der Hand, legte Gegenstände auf einzelne Saiten, so daß sie schepperten oder dröhnten, und zwei Stücke spielte sie auf einer Melodika. Nobuyoshi Ino ließ am Kontrabass oft die Saiten aufs Griffbrett schlagen, er trommelte auf seinem Instrument, spielte auf zwei Holzflöten gleichzeitig oder beugte sich tief in den Schallkörper des Pianos und blies dort auf einer Tröte.

Das Publikum bekam so eine wohldosierte Portion Free Jazz geboten, bei der die beiden aus einer über 20jährigen Zusammenarbeit schöpfen konnten. Sie hörten sehr genau aufeinander, und in den spannenden Interaktionen war Ino keineswegs auf die Rolle des Begleitmusikers festgelegt. Manchmal spielte auch Aki Takase die Basslinien, während Ino die Melodieführung in den höheren Lagen mit dem gestrichenen Bass übernahm.

Das Programm war sehr ausgewogen zusammengestellt: nach jedem freieren Stück gab es einen wohlklingenden Standard, eine Ballade oder auch eine rasend schnell gespielte Swingkomposition. Das war klassischer, sehr kulinarisch dargebotener Jazz. Für den Bremer Avantgardejazzer neben mir klang dies schon „nur noch schön“ oder gar wie „Barmusik“, aber mich hat gerade die Vielseitigkeit der beiden Musiker begeistert. Jedes Stück war ein makelloser, auf Hochglanz poliertes Kleinod, und in der ruhigen, elitären Atmosphäre der Galerie Katrin Rabus funkelten diese japanischen Jazzdialoge besonders verlockend. Willy Taub