Vulkan: DAG soll draußen bleiben

■ Streit um Sitz im Aufsichtsrat: Vorstand favorisiert IG-Metall vor DAG

Beim Bremer Vulkan gibt es Streit über die Besetzung eines Aufsichtsrat-Sitzes. Nachdem die Hauptversammlung im August eine Kapitalerhöhung von 732 Millionen auf eine Milliarde Mark genehmigt hatte, ist auch der Aufsichtsrat erweitert worden. Das derzeit 16köpfige höchste Kontrollgremium soll auf 20 Sitze aufgestockt werden. Zoff gibt es um einen der beiden neuen Arbeitnehmersitze. Sowohl IG Metall als auch die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) beanspruchen den Sitz eines externen Arbeitnehmers.

Bis zur nächsten ordentlichen Wahl zum Aufsichtsrat 1994 werden die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Vulkan durch das Bremer Amtsgericht bestellt. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hatte dort ihren Bezirksleiter Hartmut Frensel vorgeschlagen, am 25. August.

Das Gericht entschied zunächst: Frensel soll in den Aufsichtsrat. Bei dieser Entscheidung (3.9.) kannte der Richter aber noch nicht den Brief des Vulkan-Vorstandes an das Gericht. Der ist datiert vom 26. August und enthält den zentralen Satz: „Der Vorstand der Bremer Vulkan AG votiert wie auch der Konzern-Betriebsrat für die Bestellung von Frau Pohlmann (IGM-Mitglied, d. Red) als weitere Vertreterin für die Gewerkschaften im Aufsichtsrat.“

„Wir hatten einen eindeutigen Beschluß im Konzernbetriebsrat“, erzählt der Betriebsratsvorsitzende beim Vulkan, Karl-Heinz Schönberger. Der entsprechende Beschluß sei dort am 11. August gefällt worden. Daß der Vorstand das Votum übernommen hat und offen selbst vortrug, wen er im Aufsichtsrat haben wolle, findet er nicht merkwürdig. „Wir haben das im Betriebsrat so entschieden, der Vorstand hat das für uns nur formal beantragt.“ Von einem Antrag der DAG sei nichts bekannt geworden, betont Schönberger.

Der Vorstand legte gegen die Entscheidung des Amtsgerichtes Widerspruch ein, mit Erfolg: Das Landgericht stellte einen schweren Verfahrensfehler fest, weil das Gericht den Brief des Vulkan- Vorstandes erst sieben Tage nach der Entscheidung erhalten hatte. Jetzt muß das Amtsgericht erneut entscheiden.

Zu berücksichtigen hat es dabei die Wahlstimmen der letzten Betriebsratswahlen. Dort rechnet sich die DAG ein günstiges Ergebnis aus. Insgesamt gibt es unter den zehn Arbeitnehmerplätzen drei für externe Kandidaten. „Zwei davon bekommt die IG Metall“, rechnet DAG-Kandidat Frensel vor, „aber der dritte ist für uns.“ Seine Rechnung: Beim Bremer Vulkan hatte die IG Metall bei den letzten Betriebsratswahlen 3.157 Stimmen bekommen, die DAG 845. Bei Krupp-Atlas liegen die Verhältnisse 1.364 zu 659. Weil das Amtsgericht streng nach d'Hondt auszählen muß, so Frensel, sei der DAG bei einem Gesamtergebnis von 4.521:1513 Stimmen allein aus diesen beiden Betrieben der dritte externe Arbeitnehmersitz sicher.

IGM-Mann Schönberger rechnet anders. „Im Konzernbetriebsrat gibt es für die DAG keine Mehrheit, darum hat der Vorstand in unserem Sinne Frau Pohlmann vorgeschlagen.“ Bis morgen haben die Parteien Zeit, ihre Argumente beim Amtsgericht einzureichen. DAG-Kandidat Frensel: „Wenn die IG-Metall um den Sitz streiten würde, könnte ich das verstehen, aber daß jetzt der Vulkan- Vorstand antritt, um die Gewerkschaftsarbeit zu machen, das ist ein neues Verfahren.“

Vom Vorstand des Bremer Vulkan war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. „Wir geben nicht alle Informationen an die Presse", erklärte Unternehmens-Sprecherin Pobsoy. mad