Knüppel für die Indios, Partys für die Weißen

■ In beiden Amerikas wurde der 500. Jahrestag der Landnahme begangen

Berlin (AP/AFP/taz) — Nicht ganz so reibungslos wie die Organisatoren es hofften, sind die Jubelfeiern in den Amerikas angelaufen. Viele Nachfahren der von Christoph Kolumbus „Entdeckten“ wurden auch am 500. Jahrestag der Landnahme der Neuen Welt in der seither vorherrschenden Tradition behandelt. Soldaten der kolumbianischen Streitkräfte schlugen auf die indianischen Demonstranten ein, die zu einer symbolischen Aktion auf der „Panamerikana“ 110 Kilometer südlich von Cali zusammengekommen waren. Laut amnesty international soll sogar geschossen worden sein. In Ecuador wollten Polizisten zehntausende Indios daran hindern, zum Präsidentenpalais vorzudringen. In der alten Hauptstadt der Inkas, in Cusco, Peru, demonstrierten 40.000 Campesinos gegen die Eroberung des Landes durch die Spanier. Bei einer folkloristischen Feier in Lima tauchten Transparente mit „500 Jahre Widerstand der Andenwelt“ auf. Im Andenstaat Bolivien zeigten zehntausende Indios bei einer „Versammlung der eingeborenen Volksgruppen“, daß der Landraub und die Versklavung der Menschen durch die Eroberer nicht vergessen ist. Durch die Kriege, die Zwangsarbeit und die Krankheiten sind schätzungsweise 80 Millionen Menschen umgekommen.

Nur die weißen Amerikaner wagten ein Tänzchen. In Columbos (Ohio) herrschte Volksfeststimmung, und auf den Bahamas, wo zwei Inseln den tourismusträchtigen Anspruch erheben, daß Kolumbus seinen Fuß zuerst auf sie setzte, herrschte Ausgelassenheit. Kein Wunder: von der Urbevölkerung hat niemand überlebt. Und für ihre Geister hat der Papst einen Trost bereit. Immerhin wurde durch die Spanier der rechte Glaube nach Amerika gebracht. So werden die Opfer wohl im Himmel feiern. er

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