Savimbi läßt die Diplomaten tanzen

■ Angolas Unita-Führer bleibt stur

Luanda (taz) — Auf dem Leinentuch zeichnen sich Blutflecken ab. Aus einem Lieferwagen tragen Mitglieder der angolanischen Rebellenbewegung Unita einen Sarg in die zweimotorige DC-3 auf dem Flughafen der Hauptstadt Luanda. Die Maschine fliegt nach Huambo im zentralen Hochland, und neben den Opfern der Schießereien vom Sonntag evakuiert Unita auch Familien. Kaum sind die Passagiere eingestiegen, rollt ein Jet mit Südafrikas Außenminister Pik Botha aus. Auch sein Ziel ist die Stadt Huambo. Dort hält in einer Villa Unita-Chef Jonas Savimbi Hof.

Pik Botha, von den USA und Großbritannien gebeten, soll erreichen, woran alle anderen gescheitert sind. Selbst die Vertreter des UN-Sicherheitsrates, die nach Angola gekommen sind, begaben sich vergeblich nach Huambo. „Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen“, gesteht ein hilfloser UN- Vertreter. Die UNO gibt zu, daß sie in Angola einen Fehler begangen hat: Die Wahlen fanden unter angolanischer Aufsicht statt, aber die UNO soll nun die Probleme lösen, die bei und nach dem Urnengang entstanden.

Nach vorliegenden inoffiziellen Ergebnissen gewann der regierende Eduardo dos Santos mit etwas über 50 Prozent. Gegenwärtig werden auf Savimbis Wunsch alle ungültigen Stimmen — insgesamt fast zehn Prozent — neu gezählt. Das deckt sich mittlerweile mit einer klammheimlichen Hoffnung von Diplomaten: Sollte dos Santos unter die 50-Prozent-Marke rutschen, muß ein zweiter Wahlgang erfolgen. Alle gegenwärtigen Schwierigkeiten wären zunächst beiseite geräumt.

Südafrikas Außenminister Pik Botha erklärte bei seiner Ankunft in Luanda: „Niemand kann einen neuen Krieg in Angola gebrauchen.“ Botha ist die letzte Trumpfkarte der Diplomaten. Südafrika unterstützte jahrelang die Unita. Doch ein Botha-Mitarbeiter zeigte sich mehr als vorsichtig: „Wir wissen nicht, ob wir mehr Einfluß haben als die USA.“ Savimbi hat Washington seit den Wahlen die kalte Schulter gezeigt.

Die komplette politische Unita- Führung hat inzwischen die Hauptstadt verlassen. Nur elf Generäle scheinen sich noch hier aufzuhalten. Jede Nacht gibt es in den verlassenen Straßen von Luanda kleine Gefechte. Unita-Einheiten sperrten in der Nacht zum Dienstag die Straße zum Präsidentenpalast. Im Landesinneren soll die Unita dabei sein, Vertreter der Regierung aus kleinen Ortschaften zu vertreiben. Willi Germund