Reps „schüren Gewalt“

■ Interview mit Centa Hirsch, Ex-Bundesgeschäftsführerin der Reps

Centa Hirsch (54) war drei Jahre lang Bundesgeschäftsführerin der „Republikaner“ und Vertraute des Parteivorsitzenden Franz Schönhuber. Nach achtjähriger Parteizugehörigkeit verließ sie jetzt die Partei und will fortan als parteilose Stadträtin in Kempten wirken.

taz: Sie haben nach langjähriger Mitgliedschaft mit den „Republikanern“ gebrochen. Was gab dazu den Ausschlag?

Centa Hirsch: Den Ausschlag hat die Presseerklärung von Franz Schönhuber zu den Ereignissen in Rostock gegeben. Dort schreibt er, „die verheerende Konsequenz des Sturms auf das Asylbewerberheim“ bestehe darin, „daß in der Bevölkerung der Glaube wächst, die unhaltbaren Zustände seien nur noch mit Einsatz von Gewalt zu ändern“. Das finde ich verheerend. Dann weiter: „Die meist jugendlichen Gewalttäter jetzt mit Strafandrohung und Schuldzuweisungen zu überziehen, hieße Ursache und Wirkung zu verwechseln.“ Wenn der Bundesvorsitzende einer rechtsgerichteten Partei so etwas von sich gibt, dann weiß ich nicht, ob er sich der Tragweite dieses Ausspruchs bewußt war. Man kann doch Politik nicht mit Gewalt betreiben. Ich hatte die Vorstellung einer modernen, rechtskonservativen Partei als Alternative zur CSU, aber davon sieht man bei den Republikanern wenig.

Sie haben in Ihrer Austrittserklärung den Reps dümmliche „Ausländer raus“-Parolen vorgeworfen. Glauben Sie, daß solche Parolen den Boden für Rostock bereitet haben?

Mit Sicherheit ist da eine geistige Verwandtschaft vorhanden. Aber die Skinheads, das sind nicht die Republikaner, und die Republikaner werden auch keine Skinheads aufnehmen. Aber bei uns in Kempten haben wir einen neuen Kreisvorstand aus zwei jungen Leuten, die von Politik keine Ahnung haben und die sich mit einer anonymen Bürgerinitiative gegen ein Asylantenheim zusammentun. Da muß ich mich doch fragen, wo soll das hinführen?

Wenn es, wie Sie gesagt haben, Schönhuber nicht um die Schaffung einer modernen rechtskonservativen Partei geht, um was geht es ihm dann?

So habe ich das nicht gesagt. Es geht um die Art und Weise, wie sich die Partei in der Öffentlichkeit darstellt. In der Oktober-Ausgabe des bayerischen Landesverbandsblatts wurde beispielsweise ein Sozialhilfebescheid abgedruckt, aus dem zu erkennen war, daß es sich um eine Ausländerfamilie handelt. Mit Sicherheit gibt es in diesem Bereich Mängel, aber mit so einem Abdruck schüre ich doch die Aggression, anstatt den Weg zu gehen die Gewalt zu unterbinden.

Wie stehen die Chancen der Reps in der Zukunft?

Die Zukunft der Reps hängt entscheidend von den etablierten Parteien ab. Wenn die Etablierten endlich begreifen, daß der Wille des Bürgers die Grundlage für jede politische Entscheidung bildet, und sie Entscheidungen treffen, die das Volk will, dann können sich die Reps unter zehn Prozent einpendeln. Wenn das nicht der Fall ist, dann gute Nacht.

Bayerns Innenminister Stoiber hat in letzter Zeit scharfe Töne gegenüber den Reps angeschlagen. Er bläst zur Offensive, will die Partei vom Verfassungsschutz beobachten lassen...

...Ja, das ist verständlich, aber sie sind halt spät dran. Die haben das verschlafen. Sie waren sich zu sicher, sie sind zu bequem, zu fett geworden, sind nicht mehr kämpferisch und nehmen das Volk nicht mehr ernst. Es ist allerhöchste Zeit, daß sie sich etwas einfallen lassen. Ob die Überwachung durch den Verfassungsschutz gerechtfertigt ist, kann ich nicht beurteilen. Im Westen hat man entsprechende Personen entfernt, aber im Osten ist alles möglich. Interview: Bernd Siegler