Mit weiblichem Blick überleben

Filme von Frauen in Lateinamerika zeigt das  ■ Film Archiv Frauen

im Metropolis

Von Eroberern, Paradiesstürmern, Menschenschlächtern - von Männern eben war dieser Tage viel die Rede. Die Unterwerfung eines Kontinents verlor ihren Glorienschein, und die Folgen der politischen Beben in Lateinamerika hat auch im 20. Jahrhundert eine bestimmte Bevölkerungsgruppe auffangen müssen: die Frauen.

Genug Anlaß für das Hamburger Film Archiv Frauen (FAF) nach einjähriger Vorbereitung unter dem Titel Filme und Videos von Frauen aus Lateinamerika einen weiblichen Blick auf das Land der Nachkommen der Inka, Azteken, der Sklaven und Spanier zu werfen. Die Kooperation mit dem Verein für feministische Film-Bildungsarbeit ermöglichte es, vier Regisseurinnen auch nach Hamburg zu holen. Lucia Murat aus Brasilien stellte gestern Que bom te ver viva vor, den sie 1989 als halbdokumentarische Portraitstudie von acht Frauen, die Anfang der 70er Jahre Folterungen in Brasilien überlebt haben, drehte. Die Berichte von den Qualen, von der Schwierigkeit, mit den Erinnerungen zu leben, und von dem gesellschaftlichen Druck, die Mißhandlungen als Schande zu verschweigen, hat Murat unterbrochen mit Spielsequenzen, in denen die Schauspielerin Irene Ravache Ängste und Erinnerungen verzweifelt und offen beim Namen nennt.

Die Reihe hebt besonders den Überlebenswillen hervor, mit dem die Frauen unter den extremen Bedingungen ihr Leben und das ihrer Familien gestalten. Antuca komprimiert in einer jungen Frau die Erfahrungen unterschiedlicher peruanischer Hausangestellter, die sich in einer Gewerkschaft zusammengeschlossen haben. Heimkehr von Gerlinde Böhme erzählt die Geschichte des peruanischen Au Pair- Mädchens Viki, die ein Jahr in Berlin lebt und sich sehr erhellend über die Deutschen wundern kann.

Zusammenschluß hat jetzt allerdings auch das FAF nötig. Zwar gibt es in dem derzeitigen Hinterzimmer im Filmhaus an der Friedensallee bereits eine Menge von Videobändern filmgeschichtlich und aktuell wichtiger Filme, hat sich die Bibliothek zu einer Fundgrube von Literatur über Frauenfilme entwickelt, doch zur Fortführung der begonnen Arbeit bekommen die engagierten Filmfrauen in diesem Jahr keine ABM-Stelle mehr. jk