■ Mit der Bundesbank auf du und du
: Vor dem EG-Gipfel ist alles prima

Frankfurt (AP/dpa/taz) — Die De-facto-Aufwertung der Mark als Folge der europäischen Währungskrise im September wertet die Bundesbank positiv: Sie erleichtere ihr die Inflationsbekämpfung, schreiben die Frankfurter Währungshüter in ihrem Monatsbericht, der zwei Tage vor dem EG-Sondergipfel in Birmingham veröffentlicht wurde. Der Wert der Mark stieg laut Bundesbank vom 11.September bis zum 9. Oktober gegenüber allen anderen Währungen im Europäischen Währungssystem um sechs Prozent. Gegenüber der italienischen Lira und dem britischen Pfund, die beide unter dem Druck der Währungsspekulation aus dem Wechselkursmechanismus des EWS ausgeschieden sind, machte die Aufwertung sogar 16 und 13 Prozent aus. Diese „De-facto-Aufwertung der D-Mark erleichtert die Eindämmung inflatorischer Tendenzen im Inland“, befinden die Bundesbank-Experten: Die Höherbewertung der Mark macht Einfuhren nach Deutschland billiger, was sich dämpfend auf die Entwicklung der Verbraucherpreise auswirkt. Der Außenwert der Mark — also ihre Kaufkraft im Ausland — war gesunken, weil die Verbraucherpreise in vielen EG-Ländern schneller gestiegen waren als in Deutschland, der Wechselkurs zwischen der jeweiligen Währung und der Mark aber unverändert geblieben war.

Der „durchaus beachtliche Rückgang des deutschen Zinsniveaus“ nach der Leitzinssenkung vom 15. September während der Währungskrise bedeute somit — entgegen der Meinung der Kritiker — keine Gefahr für den Antiinflationskurs der Bundesbank, sagen die Währungshüter.

Durch die Vollendung des EG-Binnenmarktes zum 1. Januar 1993 ergeben sich nach Meinung der Bundesbanker sowohl Wachstumschancen aus der Öffnung der Märkte als auch „gewisse Risiken“, da durch den verschärften Wettbewerb der „strukturelle Anpassungsprozeß“ beschleunigt werde. Trotz der angestrebten Liberalisierung bestünden im Handelsbereich aber noch „Beschränkungen. „Die von der Kommission geplante Regelung der Einfuhr von Bananen läßt kaum liberalen Geist erkennen“, kritisiert die Bundesbank.