Statt Badetüchern hängt Kunst am Haken

■ Kaifu Art Center eröffnet / Fruchtbare Zusammenarbeit von Künstlern, Kulturbehörde und Wasserwerken

eröffnet/Fruchtbare Zusammenarbeit von Künstlern, Kulturbehörde und Wasserwerken

Wo einst nasse Handtücher schlapp von den Haken hingen und die Badelustigen die Kleider ablegten, sind in zweijähriger Arbeit des Vereins Kaifu Art Center sechs großräumige Ateliers unter dem Spitzdach der ehemaligen Umkleidekabinen am Kaiser-Friedrich-Ufer entstanden. Am vergangenen Mittwoch abend wurden sie der Öffentlichkeit vorgestellt.

Kaifu Art Center ist der Zusammenschluß von sechs in Hamburg lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Kiki Ahlers, Isabela Lleo Castells, Woytek Fraczyk, Siegfried Komorowski, Celina Racis und Felix Schröder haben sich eine neue kalte Heimat zum Arbeiten geschaffen - bis jetzt haben die Räume noch keine Heizung. Der in Masuren geborene Siegfried Komorowski sieht in der internationalen Ateliergemeinschaft auch ein politisches Zeichen für eine lebendige Völkerverständigung.

Die Ateliers, die künftig auch für Ausstellungen, Performances, Konzerte und Aktionen genutzt werden sollen, wurden mit einer Ausstellung von Arbeiten der neuen Atelierbesitzerinnen und -besitzer eingeweiht. Zur ersten Vernissage waren Prominenz aus der Kulturbehörde, von den Hamburger Wasserwerken, vom Bezirksamt Eimsbüttel und etliche Künstlerkollegen zu Gast, um gemeinsam mit den Kunstschaffenden die Eroberung der Umkleidekabinen zu feiern. Der protokollarische Ablauf hakte dann noch etwas, Wein, Bier und natürlich auch mit Kohlensäure versetztes Hamburger Leitungswasser standen in der Kälte bereit, das Chili köchelte in der Riesenpfanne, und als Kultursenatorin Christina Weiss mit kleiner Verspätung eintraf, waren die Künstler noch unterwegs. Aber niemand mochte sich an einem solchen Freudentag an solchen Kleinigkeiten stören.

Manche hatten noch einen steifen Hals vom Tünchen der Wände am Vortag, und so war es nicht verwunderlich, daß die Exponate ein bißchen so wirkten, als hätten sich ihre Schöpferinnen und Schöpfer in der letzten Zeit mehr mit der Renovierung als mit ihren Werken beschäftigen können. Christina Weiss, die seit ihrem Amtsantritt den Etat für Atelierförderung verdreifachen konnte und das Kaifu Art Center mit gut 100000 Mark unterstützte, hieß die Feiernden willkommen. Wenngleich ihr aufrichtige Absichten zu unterstellen sind, tönten ihre feierlichen Worte ein wenig so, als stimmte sie in den

1Chor der Standortpolitiker ein:

„Die direkte künstlerische Aktivität ist unabdingbar für die kreative Stimmung, für die Lebendigkeit und letztlich für die Entwicklung einer

1Stadt wie Hamburg.“

Nach dem offiziellen Teil ging die Party mit handgemachter Musik weiter, und nach ein paar Bier gestand man sich ein, daß die Geld1

2probleme der momentan glückli-

chen Atelierbesitzer keineswegs aus dem Weg geräumt sind. Der Kampf ums nächste Butterbrot hat schon begonnen. Julia Kossmann