Buntspechte und Altländer Pfannkuchen

■ Erlebnisse im Umweltzentrum Karlshöhe / Teichbau für Amphibienfreunde, Obstbaumschnittkurse für Rohköstler

/ Teichbau für Amphibienfreunde, Obstbaumschnittkurse für Rohköstler

Gänse watscheln über den gepflasterten Hof, auf der Obstwiese und im Gemüsegarten ist die Ernte in vollem Gange. Das ländliche Idyll findet sich nicht vor den Toren der Stadt, sondern mitten im Bramfeld, unweit von Hochhaussiedlungen. Drei Schulklassen erleben an diesem regnerischen Herbsttag dort im Umweltzentrum Karlshöhe Natur zum Anfassen. „Guck mal, ein ganz hübscher Regenwurm!“ sagt ein Zehnjähriger begeistert. Er steht bis zu den Knöcheln im Matsch und buddelt Kartoffeln aus.

Das ehemalige Staatsgut Karlshöhe mit insgesamt 9,5 Hektar Land, Herrenhaus, Stall und Scheune überließ die Stadt Hamburg im September 1989 einem Trägerverein zum Aufbau eines Umweltzentrums. Dort soll über Umwelt- und Naturschutz informiert und beraten und die Umwelterziehung von Schülern und Erwachsenen gefördert werden, so das Konzept. Freilandkurse über das Anlegen und Pflegen von Teich oder Wildwiese, die Demonstration von unterschiedlichen Kompostierungsverfahren und biologischem Land- und Gartenbau standen auf dem Programm, die Anzucht von Pflanzen für naturnahe und ökologisch sinnvoll angelegte Gärten.

Am Anfang waren umfangreiche Aufräum- und Restaurierungsarbeiten fällig. Das Herrenhaus, dessen Keller jahrelang unter Jauche gestanden hatte, mußte trockengelegt, tonnenweise Müll vom Hof geschafft werden. Ehrenamtlich tätige Umwelt- und Naturschützer gingen ans Werk.

Im zwei Hektar großen Wäldchen, ursprünglich ein Teil des Gutsparks mit über hundertjährigen Eichen und anderen alten Laubbäumen, legten die „Ehrenamtlichen“ einen Naturlehrpfad an. Viele Schulklassen, insgesamt 5800 Schüler, haben inzwischen dort Borkenkäfern und Ameisen zugeschaut und im Vogelbeobachtungshaus Staren, Buntspechten und Baumläufern aufgelauert. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz hat auf der Karlshöhe 16 Teiche angelegt, um in Hamburg vom Aussterben bedrohte Amphibienarten anzusiedeln. In Teichbauseminaren lernten einige hundert Hamburger am praktischen Beispiel, wie ein Kleingewässer im Garten mit Lehm, Ton oder Kunststoff-Folie abzudichten

ist.

1Ein Bauerngarten nach historischem Vorbild liefert anschauliche Informationen über Gartenbau ohne Gift und Kunstdünger, das Seminar zum Obstbaumschnitt ist gut besucht. Auf der Obstwiese mit etwa 200 Bäumen gedeihen vorwiegend alte Obstsorten, die im Handel nicht mehr zu haben sind, so zum Beispiel „Altländer Pfannkuchen“. Die Jahreszeit lädt zum Testessen ein!

Vera Stadie