Pudelpelz und Pudelfilz

■ Ein Besuch im "Hundeatelier", wo Hunde aller Art schön gepflegt werden

Pudelpelz und Pudelfilz

Ein Besuch im „Hundeatelier“, wo Hunde aller Art schön gepflegt werden

So weiches, leichtes Haar hat seine “Jacke“. Die “Hose“ liegt modisch eng an. Seine Schuhe sind buschelig und in der “Krone“ fehlen eigentlich nur zwei niedliche Schleifenklammern, aber die sind seiner Freundin Nicki vorbehalten. “Pappyclip“ heißt sein Outfit, Ankor ist der Name des Silberpudels der sehr gepflegten Art.

Ankor gehört Frau Backenköhler, welche seit Januar dieses Jahres das „Hundeatelier“ in der Bremer Bismarckstraße übernommen hat. Von Frau Neumann, der das Hundeatelier 29 Jahre lang gehörte und die auch heute für einen ihrer “Scher“- Kurse im Laden ist.

Pudel sind die Hauptklientel, denn ohne regelmäßige Pflege würde sich der Pudelpelz schnell in einen Pudelfilz verwandeln, und vom kunstvollen „Pappyclip“ wäre bald nichts mehr zu sehen. „Die Pudelschur ist die älteste Schur überhaupt“, erklärt Frau Backenköhler, „sie hatte auch ursprünglich einen praktischen Zweck, denn Pudel sind höchst lebendige Jagd- und Wasserhunde gewesen. Hinten kurz, damit sie schneller schwimmen können, vorne lang, damit sie sich nicht erkälten.“

Wir können uns in aller Ruhe unterhalten, obwohl es rundumher nur so wimmelt von zärtlichen Hunden der kleineren Rassen. Einige warten schnuppernd und schnürend darauf, auf den Schertisch gehoben, gekämmt und frisiert zu werden. Andere, wie der braune Bobtail, dessen Bauchseite gerade rasiert wird, befinden sich im festen Griff einer Angestellten, die ihn cool zwischen den Hinterbeinen hält und die automatische Schermaschine hin und her führt. Überall schwirren Hundehaare herum und auch der Geruch ist nicht schlecht: Nur Pudel riechen nicht nach Hund.

Ein Riesenschnauzer schaut melancholisch, während seine Stirnfransen geschnitten werden. Ihn hält ein Lederband, das vom “Galgen“ des Schertisches herunterhängt. „Vorsicht!“, warnt Frau Neumann eine Schülerin des Scherkurses, „vorsicht, daß der nicht runterspringt, der nimmt den ganzen Tisch mit!“

Der Riesenschnauzer, kindsgroß, springt nicht. Wie alle Hunde hier ist er geduldig und kein bißchen zappelig. Es ist ganz erstaunlich, wie selbstverständlich sich die Tiere im Warte- und Frisierraum bewegen, wie ruhig es im von Hunden ja nicht gerade geliebten „Badezimmer“ zugeht. „Ja“, sagt Frau Neumann, die lustig blickt und sehr lebendig redet, „wir sind eine Art liebevolle Erziehungsanstalt für Hunde. Viele kommen schon als Welpen. Außerdem sind das keine Luxushunde, es geht um eine Pflege, die eigentlich jeder Hund braucht.“

Im “Badezimmer“, wo eine Dusche steht und eine Wanne für medizinische Bäder, hockt ein winziges weißes Hündchen hinter den Plastiktüren der großen Trockenbox. „Keine Angst, der liebt den warmen Föhn“, beruhigt Frau Neumann. Der Kleine ist ein Hundebaby der seit neuestem sehr beliebten „West- Highlands“ (kurz „Westis“), vielen auch als „Cäsars“ bekannt.

Frau Neumann ist ausgebildete Pflegerin für Haus- und Zootiere und hat schon sehr viele Frauen ausgebildet. (Männer waren kaum dabei.) „Viele kommen hier an und sagen: ich bin ja sooo tierlieb. Das allein reicht aber nicht. Die Arbeit ist hart und schwer.“ Die offizielle Ausbildung dauert drei Jahre und berechtigt auch zur Tierpflege in Zoo und Zirkus. „Jetzt aber gebe ich nur noch Scherkurse“, sagt sie, „denn seit 1986 wurde die Berufsbezeichnung per Gesetz verändert, ohne daß die Öffentlichkeit etwas mitbekommen hat. Früher mußten in der dreijährigen Ausbildung auch ein Satz Zootiere gezüchtet werden — heute aber Labortiere...! Die werden dann in Hamburg verheizt, und da mache ich nicht mit, auf keinen Fall.“ Cornelia Kurth