piwik no script img

Giftabfälle nach England

■ Boehringer Altlasten werden in England entsorgt / Behörde spielt mit

werden in England entsorgt / Behörde spielt mit

Sonderabfälle, die bei der Sanierung des ehemaligen Werksgeländes der Firma Boehringer anfallen, sollen nach England exportiert werden. Die Sanierungsfirma Dekonta hat bei der Umweltbehörde am 17.August beantragt, 1500 Tonnen Sondermüll, darunter auch Flüssigabfälle, zu der Firma Rechem im englischen Pontipool zu verschicken. Das teilte die Behördensprecherin Silvia Schwägerl auf Anfrage der taz mit.

Die Umweltbehörde muß nach Angaben von Silvia Schwägerl für die Genehmigung nur die Zuverlässigkeit der Antragstellerin Dekonta überprüfen, nicht aber die der Anlage in England. Der Antrag werde voraussichtlich noch im Oktober genehmigt werden. Daß ihre Behörde nur bis zur Landesgrenze zuständig ist, bezeichnet die Umweltbehörden-Sprecherin als „unbefriedigende Situation“. Denn in England würden Sonderabfälle „nach europäischen Maßstäben“ entsorgt, die bei weitem nicht so streng sind wie die deutschen Anforderungen.

Die Flüssigabfälle sind vermutlich Produktionsreste der Firma Boehringer. „Auf dem ehemaligen Werksgelände, auf dem heute die Dekonta beheimatet ist, lagern tonnenweise Chlorbenzole in verrottenden Fässern“, berichtet Joachim Lohse von Ökopol-Institut. „Ein Teufelszeug“, so Lohse, das gefährliche Furane und Dioxine enthält. Letztere würden bei der Verbrennung der Chlorbenzole in großen Mengen frei. Die BewohnerInnen von Billbrook und Moorfleet hatten im September dagegen protestiert, daß die Dekonta zusätzlich zu den verseuchten Böden des früheren Werksgeländes flüs-

1sige Produktionsabfälle verbrennen wollte, weil das den Dioxin-Ausstoß erhöhen würde. Die AnwohnerInnen hatten deshalb sogar mit Klage gedroht.

Die GAL will mir einer kleinen Anfrage an den Senat klären, welche Abfälle die Firma Dekonta exportieren will, ob die Entsorgungsanlagen im Empfängerland eine umweltverträgliche Entsorgung gewährleisten, und ob der Senat die Behörden des Empfängerlandes über die skandalbehaftete Vorgeschichte der Boehringer-Abfälle in Kenntnis setzen wird. Vera Stadie

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen