: Trend zum lebenslangen Lernen
■ Breites Weiterbildungsangebot der Hamburger Hochschulen / Mittel zur Studienzeitverkürzung?
der Hamburger Hochschulen / Mittel zur Studienzeitverkürzung?
Wer glaubt, nach Schule und anschließender Ausbildung beziehungsweise Studium für den Rest seines Lebens von jedweder Paukerei verschont zu bleiben, irrt häufig. Wer im Zeitalter des rasanten Fortschritts beruflich mithalten will, für den gibt es nur eines: lebenslanges Lernen. Die Experten sind sich einig: „Weiterbildung ist das Thema der Zukunft“.
Die Hamburger Hochschulen bieten schon jetzt auf diesem Sektor eine breite Palette an Möglichkeiten, und zwar nicht nur für Studierte, sondern auch für Menschen aus der Berufspraxis. In berufsbegleitenden oder Vollzeitschulungen können Kenntnisse erweitert oder neue berufliche Perspektiven entwickelt werden. Und noch ein Pluspunkt macht die Weiterbildung in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion so beliebt: Sie könnte sich als Zaubermittel gegen die langen Studienzeiten erweisen.
Wie das geht? Ganz einfach. Man schaffe einen neuen Studienabschluß, der schon erheblich früher als nach den bisher üblichen acht Semestern eine Berufsqualifikation ermöglicht. Zum Beispiel nach vier Semestern. Darauf aufbauend könnten nebenberufliche Studiengänge, Kurse oder Wochenendseminare für die notwendige Weiterbildung der Absolventen des Kurzstudiums sorgen.
Als erster hatte vor einigen Monaten der Hamburger Uni-Präsident Jürgen Lüthje die Idee von dem sogenannten „kleinen Abschluß“ in die öffentliche Diskussion getragen. Der Name des Novums: Baccalaureus, angelehnt an den englischen und amerikanischen „Bachelor“. Hochschulangehörige wie BildungspolitikerInnen zeigen sich gleichermaßen fasziniert von dieser Idee. Doch während man in Hamburg erst zaghaft über den Sinn des Baccalaureus diskutiert, wird in Augsburg schon gehandelt. Dort wird ab diesem Wintersemester erstmals im Fachbereich Wirtschaft ein viersemestriger Studiengang mit diesem Abschluß angeboten.
Die Weiterbildung der „Bacs" könnte in den bewährten Händen der Hochschulen bleiben, die über jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Sektor verfügen. Vorreiter in Hamburg war die Fachhochschule, der seit 1970 das Institut für Kontaktstudien angegliedert ist. Unter Kontaktstudien versteht man meist abends stattfindende, berufsbegleitende Fortbildungen, die auch Nicht-Abiturienten offenstehen. Dauer und Abschlüsse sind unterschiedlich. Mal wird nur ein Teilnahmezertifikat erworben, mal ein Diplom. Das Institut für Kontaktstudien bietet in einem dicken Katalog Kurse zu den Fächern Technik, Bauwesen, Betriebswirtschaft, Computer, Rhetorik, Gestaltung, Englisch, Bibliothekswesen und Sozialpädagogik an.
Zwei stark nachgefragte Kontaktstudiengänge führt die Hochschule für Wirtschaft und Politik durch: Sozial- und Gesundheitsmanagement sowie Kultur- und Bildungsmanagement. Im April 1993 startet der nächste Durchgang im Sozial- und Gesundheitsmanagement. An der Uni sind beispielsweise Kontaktstudien in Kriminologie, Umweltberatung, Schiffbau oder Neuer Musik möglich.
Ausschließlich an Personen mit Studienabschluß richtet sich das Angebot des Uni-nahen Weiterbildungsträgers „Unitrain“. Die Lehrgänge werden als Vollzeit-Kurse, also nicht berufsbegleitend durchgeführt. Wer auf einen anderen Job umsatteln oder als arbeitsloser Akademiker eine Berufsperspektive entwickeln will, ist hier richtig. Folgende Ausbildungsgänge stehen zur Wahl: Fachreferent für Öffentlichkeitsarbeit, technischer Redakteur oder Suchttherapeut.
Unentgeltlich ist die Weiterbildung an den Hochschulen allerdings nicht. Wie auch private Anbieter müssen die staatlichen Akademikerschmieden per Gesetz dafür Teilnehmergebühren nehmen. Sigrun Nickel
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