Fücks ist lieb zu Wedemeier

■ Warum der Stadtwerkeaufsichtsrat einen Untersuchungsausschuß erledigen soll

Gerade wenn das Koalitionsklima nicht zum besten steht, ist es Zeit für nette Gesten. Eine solche Geste fiel Ende September dem Umweltsenator Ralf Fücks ein. Und also ließ er einen Brief an Klaus Wedemeier schreiben. Darin bat er den „sehr geehrten Herrn Bürgermeister“, doch bitteschön noch vor dem 20. Oktober eine Sondersitzung des Aufsichtsrates der Stadtwerke einzuberufen. „Notwendig und hilfreich“ sei es, in dem Gremium über die Sondertarife für Aufsichtsratsmitglieder der Stadtwerke zu beraten.

Der Termin kommt nicht zufällig: Denn in der kommenden Woche wird die CDU in der Bürgerschaft die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses durchsetzen, der den Filz zwischen Stadtwerkevorstand und Aufsichtsratsvorsitzenden durchleuchten soll. Da Wedemeier als Begünstigter die Initiative nicht ergreifen konnte, ist der Fücks-Brief natürlich ein wahrer Liebesdienst. Denn im Aufsichtrat sitzt auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Kudella. Und dem kann man nunmehr in der Parlamentsdebatte immer wieder sagen: Was wollen Sie denn noch? Erstens war es doch im Aufsichtsrat, und zweitens hätten sie ihre Fragen ja auch schon dort stellen können.

Doch Kudella machte gestern den Spielverderber. Und muß sich nun vom Sprecher des Umweltsenators vorwerfen lassen, seinen Job als Aufsichtsratsvorsitzender nicht ernst zu nehmen. Als sich nämlich die Aufsichtsräte gestern zusammensetzten, war von Kudella nur ein dünnes Stück Papier da. „Ich halte es für einen äußerst schlechten Stil, daß mit dieser Sitzung der Versuch unternommen wird, die Beratungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu unterlaufen“, hatte er gefaxt.

Vor Fücks hatte auch schon die FDP-Fraktion mit einer Kleinen Anfrage versucht, der CDU den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch so ganz konkret fiel die Antwort nicht aus. Immerhin erfahren wir, daß Claus Grobecker mit 13.360 Mark am meisten gespart und wohl noch nicht zurückgezahlt hat. Außerdem erfahren wir, daß Senator a.D. Grobecker Wert auf die Feststellung legtt, daß er das ihm aus Anlaß seines Ausscheidens zugedachte Geschenk zurückgewiesen hat. Was aber nur soviel beweist, daß Grobecker damals nachhaltig sauer war.

Ganz unüblich ist der Vorspann: „Alleinige Grundlage der Beantwortung sind Auskünfte des Vorstandes der Bremer Stadtwerke AG und der namentlich erwähnten Personen“, heißt es da. Und vielleicht war das ja auch ein Hintergedanke der Fücks- Initiative: Wenn der Vorstand im Aufsichtsrat anderes sagt, als dann im Untersuchungsausschuß herauskommt, dann ist Wedemeier aus dem Schneider und der Vorstand fällig. „Dann werden die aufgehängt“, weiß ein Insider. Rosi Roland