Reinigungen: Ein schmutziges Gewerbe

■ Chemische Reinigungen müssen ab nächstem Jahr strengere Umweltvorschriften einhalten/ Das dürfte den meisten Betrieben allerdings nicht gelingen

Ab 1.Januar 1993 müssen alle Reinigungsbetriebe dafür sorgen, daß in benachbarten Wohnräumen ein Grenzwert von 0,1 Milligramm Per pro Kubikmeter Raumluft nicht überschritten wird. Außerdem dürfen sie keine Geräte mehr einsetzen, die Jacken wie Hosen mit ozonkillenden FCKW säubern. So steht es in einer Verordnung des Bonner Umweltministeriums vom 10.Dezember 1990. Für neu installierte Anlagen gilt diese Marke schon seit März 1991. Reinigungen, die das strengere Per-Limit nicht einhalten, müssen innerhalb von sechs Monaten nachbessern.

Rund 8.000 Tonnen der nieren- und nervenschädigenden, krebsverdächtigen Chemikalie Perchlorethylen verbrauchen die bundesdeutschen Reinigungen in diesem Jahr. Helmut Strohm, Geschäftsführer des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes, macht dennoch in Optimismus: „Man kann davon ausgehen, daß die neuen Grenzwerte eingehalten werden. Ein Großteil der Betriebe ist darauf vorbereitet.“

Diesen Optimismus teilt man beim Frankfurter Stadtgesundheitsamt nicht. Nach einer Meßreihe im Umfeld der Frankfurter Reinigungsbetriebe gab es im vergangenen Jahr, allen technischen Verbesserungen zum Trotz, keine Entwarnung. Im Gegenteil: Den neuen Grenzwert überschritten 1991 immer noch 81 Prozent der Betriebe.

Die Blutbelastung von Reinigungs-Anwohnern ist zwar gegenüber früheren Messungen zurückgegangen, von durchschnittlich 67 Mikrogramm pro Liter Blut auf 13,9 Mikrogramm. Das ist aber immer noch 25mal mehr als bei Menschen, die das Glück haben, keine Reinigung zum Nachbarn zu haben.

Eindeutig fällt auch das Fazit von Ina Schaefer aus, Ingenieurin beim Hauptgesundheitsamt Bremen: „Je nach Aktivität der Überwachungsbehörden dürfte ab 1.Juli 1993 der Betrieb von Chemischen Reinigungen in Wohngebieten kaum noch möglich und auch wirtschaftlich nicht mehr tragbar sein.“ Sie erwartet, daß „in absehbarer Zeit nur noch wenige Großbetriebe in Gewerbegebieten existieren“.

Besser wäre es, die Klamotten gleich in die Waschmaschine zu stecken. Doch Fachleute halten bestenfalls fünfzig bis achtzig Prozent der gesamten Reinigungsware für waschmaschinentauglich. Probleme gibt es unter anderem mit Jacketts, kunststoffbedruckten Textilien und Pailletten.

Deshalb wird dringend empfohlen:

—Kaufen Sie deshalb keine Kleidung, die nur chemisch gereinigt werden kann. Auch Kohlenwasserstoffe und Benzin, mögliche Ersatzlösungen für FCKW und Per, sind nicht gerade umweltfreundlich.

—Achten Sie besonders auf Stücke, die in der Pflegeanleitung das „F“-Zeichen tragen. Es steht für besonders empfindliche Kleidung, die bisher mit FCKW gereinigt wurde.

—Wenn Sie über oder direkt neben einer Reinigung wohnen: Wenden Sie sich an das zuständige Gesundheitsamt und bitten Sie um eine Raumluft-, eventuell auch um eine Blutuntersuchung. Werner Roller