■ Monumentales Kunsthappening
: Matschige Kathedrale

Aachen (taz) – Der französische Aktionskünstler Bernard Legneau war beauftragt worden, zum Aachener Stadtfest an diesem Wochenende die Städtepartnerschaft mit dem französischen Reims großformatig zu unterstreichen. Er machte sich daran, die Reimser Kathedrale aus Pappe nachzubauen und sie für vier Tage dem Aachener Dom gegenüber aufzubauen. Die Vorfreude auf das monumentale Kunsthappening entsprach in etwa den wenig bescheidenen Werten seiner Kosten und Größe: 120.000 Mark wurden aufgewendet, 20 Meter hoch und 25 Meter breit sollte die Visualisierung der Partnerschaft sein, und 20 Tonnen schwer. SkeptikerInnen wurde „die kaum bekannte Stabilität und Wasserresistenz von Kraftwellpappe“ erläutert, „der Nachweis der erforderlichen Standfestigkeit“ war leicht geführt, zudem die ökologischen Dimensionen gelobt: Legneau wolle „seine Lebensphilosophie darstellen: Vergänglichkeit und Umweltschutz“. Das mit der Vergänglichkeit ist dem Öko-Christo gelungen. Kaum aufgebaut, ist die Papp-Kathedrale vorvergangene Nacht, von Regen und Sturm gebeutelt, aufgeweicht und in Matsch zusammengesackt. Jetzt überlegt eine eilends eingerichtete „Katastrophen-Kommission“, was mit dem Pappbrei geschieht. Vielleicht partnerschaftlich in den Dom schütten? -müll-