Das halbe Ganze...

■ ...und ein großer Dank

Man würfe die Flinte manchmal gern ins Korn – wenn man wenigstens ein kleines Kornfeld sein eigen nennen könnte...

So lautete das heimliche Motto der Redaktion in den allerschlimmsten Zeiten: ein zartes Stöhnen mit Galgenhumor und hin und wieder sogar das Gedankenspiel mit einer Biographie ohne taz. (Nicht schön. Nicht wünschenswert. Sehr traurig.) Jetzt können wir ein kleines Kornfeld unser eigen nennen – die Rettungsabos der taz-Kampagne, die ebenso existentialistisch war, wie sie auch auftrat. Es ging um's Ganze, das das Halbe ist: die bloße Möglichkeit, die taz, so wie sie ist (so kostenbewußt und ausstattungsarm, so angewiesen auf Improvisation und den guten Willen aller Freunde, Förderer & tazlerInnen) zu erhalten – weiter und täglich diese Zeitung machen zu können.

Das kleine Kornfeld, das wir nun haben, wird unsere Flinte nicht kriegen. Die veränderte Bundesrepublik der Jahre 1989, 1990 und vor allem 1991 hat die Notwendigkeit der taz in selbst für uns erschreckender Weise deutlich gemacht – nicht, weil wir eine Zeitung ohne Fehl und Tadel machten, sondern weil diese Zeitung ein Instrument der Öffentlichkeit ist und bleiben soll, ein politisches Instrument zum Eingriff in eine gefährliche Gegenwart.

Die Rushdie-Kampagne, die Jugoslawien-Diskussion, die Fluchthilfe-Aktion, das Demo-Telefon gehören genauso dazu wie die Information zur Asyl-Debatte, die Reportagen von Beirut bis Rostock und die Reflexion darüber, was aus der BRD geworden ist und werden könnte.

Wir danken allen, die das Überleben der taz ermöglicht haben, aus der Grube unseres Herzens. Jedes Abo mehr bedeutet für die Redaktion mehr Sicherheit des Arbeitens, mehr Konzentration auf die Zeitung statt auf Etats und Zeilengeld, mehr Libido für's Wort statt für die Zahl, also einen freien Kopf für das, worauf es ankommt: Zeitung machen. Eingreifen. Taztäglich. Elke Schmitter