Mazowiecki enttäuscht

■ Cosic greift Milosevic scharf an

Zagreb (taz) – Der UNO-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtssituation in Ex-Jugoslawien, Tadeusz Mazowiecki, hat sich enttäuscht über die bisherige Hilfe Europas für die Opfer des Krieges geäußert. „Ich hoffe, daß die europäischen Staaten künftig mehr und effektivere Hilfe leisten als bisher“, erklärte Mazowiecki anläßliche einer Zwischenbilanz seiner zweiten Erkundungsmission am Donnerstag abend in Zagreb. Die bisher geleistete humanitäre Hilfe sei „nicht zufriedenstellend“ und „unzureichend, vor allem angesichts des einbrechenden Winters“. Es drohe der Erfrierungs- und Hungertod Zehntausender. Mazowiecki äußerte auch die Erwartung, daß die europäischen Staaten ihre Grenzen öffnen und die mindestens 10.000 Menschen aufnehmen, die nach einer Vereinbarung der Serben, Kroaten und Muslime bis spätestens zum 31. Oktober aus den Gefangenenlagern entlassen werden sollen. Diese Menschen wüßten nicht, wo sie sonst hingehen könnten. In den ersten fünf Tagen seiner Erkundungsmission hatte Mazowieckis Delegation im kroatischen Teil Bosnien-Herzegowinas Flüchtlingslager in Posusje und Travnik sowie Gefängnisse mit serbischen Inhaftierten in Mostar und Travnik besucht. Zu den zunächst geplanten Besuchen von kroatisch verwalteten Internierungslagern in Konjic sowie bei Travnik kam es angesichts der Sicherheitslage nicht.

In Belgrad warf der Präsident Restjugoslawiens dem amtierenden Präsidenten Serbiens in scharfer Form vor, die Friedensbemühungen zu sabotieren. In einem Interview mit der Zeitung Politika verurteilte er die paramilitärischen serbischen Truppen und warnte vor einem Ausbruch eines Bürgerkrieges in Serbien selbst. Andreas Zumach