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1.708.000 Minuten im Äther

■ Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) feierte sein Jubiläum/ Kooperation mit SFB weiter wacklig

Sein Einjähriges beging am vergangenen Freitag der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB). Aber nicht der Geburtstag, sondern die Zeugung dieses Senders stand auf dem Programm. Vor einem Jahr nämlich, am 12. Oktober 1991, konstituierte sich der Rundfunkrat in Brandenburg und wählte Lutz Borgmann zu seinem Vorsitzenden. Nachdem die Politiker die Dreiländeranstalt NORA (Mecklenburg, Berlin, Brandenburg) zu Fall gebracht hatten, blieben dem Rat nur noch elf Wochen, um sich einen Sender zu schaffen. Am 1.1.1992 ging die erste Sendung in den Äther.

Mächtig stolz war denn auch Borgmann über folgende Rechnung, die er den zur Jubiläumsfeier geladenen ORB-MitarbeiterInnen präsentieren konnte: Am Ende dieses Jahres wird der ORB eine Million und 708.000 Minuten Hörfunk und etwa 335.000 Minuten Fernsehen produziert und ausgestrahlt haben. Bei einer Mitarbeiterzahl von knapp 600 kommen auf jeden 2.730 Minuten Hörfunk und 536 Minuten Fernsehen. Vergleicht man diese Zahlen mit dem ARD-Durchschnitt von 806 Minuten, die pro Mitarbeiter an Hörfunk, und 100 Minuten, die an Fernsehen pro Minute produziert werden, dann steht der Sender mit dem roten Adler im blauen Himmel über der grünen Wiese natürlich gut da. Und daß die Brandenburger ihren Sender angenommen haben, belegt eine andere Zahl, die Intendant Hansjürgen Rosenbauer, der Intendant, bekanntgab: Während N3 nur auf eine durchschnittliche Einschaltquote von vier Prozent kommt, liege sie in Brandenburg bei sechs Prozent.

Gleichsam als Geschenk zu diesem Jubiläum wurde das neue Fernsehstudio A der Öffentlichkeit präsentiert. Nach den Worten von Rosenbauer hat der ORB rund 7,5 Millionen Mark in den Ausbau des denkmalgeschützten Gebäudes auf dem DEFA-Gelände in Babelsberg investiert und damit „eines der modernsten Studios Deutschlands“ geschaffen. Von hier sollen ab Dezember die Sendungen „Focus“, „Einwurf“, „Ozon“ und „Vorwahl Potsdam“ gesendet werden. Die Geschichte des Gebäudes geht bis ins Jahr 1913 zurück, als hier das erste Filmstudio der Deutschen Bioskop, eine Vorgängerin der Ufa, stand. Später wurde an gleicher Stelle das Rückprojektionsstudio der Ufa errichtet.

Auch wenn die Grundstücksfrage noch nicht geklärt ist — ein Vertrag zwischen der Treuhand und dem französischen Mischkonzern CGE sieht vor, daß ein Grundstück an den ORB verkauft werden soll —, geht Rosenbauer im Vertrauen in die Treuhand davon aus, daß die Millionen nicht in den Sand gesetzt sind. Schließlich handelt es sich hier um das Kernstück der Landesrundfunkanstalt.

In seiner kurzen Ansprache meinte der Intendant, daß es keinen Gegensatz zwischen Film und Fernsehen gebe, vielmehr ergänzten sich beide. Für Rosenbauer ist die Investition in das Studio denn auch eine in „die Liebe zum Film, denn der deutsche Film ist nur durch die Hilfe des Fernsehens existent geblieben“. Deshalb wolle der ORB auch in guter Nachbarschaft mit der CGE auf dem Babelsberger Gelände leben und arbeiten. Ein Medienstandort Babelsberg könne aber nicht in Konkurrenz zu Berlin, sondern nur in Zusammenarbeit mit Berlin entstehen. Weder Brandenburg noch Berlin hätten genügend Geld, um hier miteinander zu konkurrieren.

Wann kommt der junge „Fritz“?

Ausweichend antwortete der Intendant auf die Frage, wann denn nun „Fritz“, das neue Jugendradio des ORB, auf Sendung gehe. „,Fritz‘ kommt bald“, antwortete er lapidar. Allerdings hofft Rosenbauer, daß es doch noch eine Gemeinschaftsproduktion mit dem SFB wird. Auch wenn es manchmal schwierig war, so Rosenbauer, nach dem Verhältnis zum SFB gefragt, so bewege sich heute mehr als man denkt. „Ich bin nicht pessimistisch.“

Bezüglich einer Anfrage der Landesmedienanstalt Berlin- Brandenburg, worin der ORB aufgefordert wird, sich darüber zu äußern, ob er sich an die Regelungen des Medienstaatsvertrages halten wolle, sagte Rosenbauer, er habe „eine andere Rechtsauffassung“. Diese komme auch in der Verfassungsklage des Senders gegen den Staatsvertrag zum Ausdruck. (Laut Medienstaatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg sollen SFB und ORB in Berlin nur sechs UKW-Hörfunkfrequenzen erhalten und zur Kooperation bei zwei Hörfunkprogrammen gezwungen werden. Eine von vier TV-Frequenzen sollen die Sender abgeben.) Rosenbauer sagte, er sehe „keine Schwierigkeiten“, denn im Hörfunkbereich sollten ohnehin nicht mehr als drei Frequenzen genutzt werden. „Es gibt in Berlin und Brandenburg genügend Frequenzen.“ Karl-Heinz Stamm

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