■ Press-Schlag: Klappe, König!
Guten Willens waren wir und voll der besten Vorsätze, den moderaten Neuling Norbert König in unser aktuelles Sport-Studio-Herz aufzunehmen. Denn Wunderbares wurde uns versprochen: Der Youngster soll Schlaftablette Karl Senne ersetzen, der – falls König besteht – ab 1993 das Moderieren endgültig bleiben läßt. Allein dafür hatte König vorab Sympathien verdient.
Geradezu lieb konnte man ihn dann gewinnen, als er, nervös, den ersten Filmbeitrag anmoderierte – der prompt nicht kam. „Murphies Gesetz“, sagten die einen mitleidig, andere vermuteten ein „Kommando Karl Senne“, das hinter den Kulissen gezielt boykottierte. Mit Erfolg: Täufling König wechselte die Farbe, und schwieg. Sekundenlang. Man wollte vor Beileid vergehen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht abzusehen, wie sehnlich man sich diese paar Sekunden der Stille und Andacht zurückwünschen würde.
König nämlich enttarnte sich im folgenden als ein als Oberlehrer getarntes Maschinengewehr. „Wie Sie sicher wissen... „wie allgemein bekannt“... Man fragt sich, warum man überhaupt noch guckt.
Wirklich ärgerlich war jedoch etwas anderes. König wurde Opfer seiner Vorbereitung. So viel wußte er über seine Gesprächspartner, daß er alles selber erzählte. Die eine Hälfte der Fragen stellte er suggestiv, die andere endete mit der zum Redefluß animierenden Frage: „Stimmt das?“ Was, bitte schön, lieber Norbert, sollen die Sportler da noch sagen? „Ja, das stimmt“, oder „Nein, das stimmt nicht.“ Libero Kostner aus Saarbrücken war sichtlich genervt von der ihm aufoktroyierten Einsilbigkeit. Leverkusens Heiko Scholz ertrug es gelassen. Am schlimmsten erwischte es die beiden deutschen Triathleten, die beim Ironman auf Hawaii teilgenommen hatten. Nur selten konnten sie Königs gelehrsamen Rede- und Antwortfluß unterbrechen. „Wie schafft man es, in so einem Menschenpulk an Platz eins zu schwimmen?“ stellte der Moderator eine tatsächlich interessante Frage. Doch wieder antwortete der Betroffenenfachmann, anstatt– einmal nur – die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen. Mehr hätten wir erfahren über die Unwägbarkeiten eines Ultra-Triathlons als Königs angelesenes Halbwissen aus dem Taschenbuch „Sport und Spiel für Jedermann“. Keine Frage: Nie waren Sportler sprachloser als bei König.
Doch was als Über-Vorbereitung verständlich gewesen wäre, enttarnte sich bei der Verabschiedung der Gäste als Masche. „Hier der ZDF-Taschenrechner in Form einer Filmklappe“, sagte König, „damit sie endlich die Klappe halten.“ Das, lieber König, sollten Sie auch: Einfach die Klappe halten. Und weil Sie Belehrungen so lieben, wollen auch wir nicht damit geizen. Was bei Günther Jauch erfrischend frech daherkommt, kann bei Königs dummdreist wirken. Also: Klappe, König! miß
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