Betriebsrat gegen „ZAST“

■ Zwei Firmenchefs bekommen Rückendeckung von ihrer Belegschaft

Göttingen (dpa/taz) — Die Drohungen zweier Firmenchefs gegen die niedersächsische Stadt Hannoversch Münden, wegen eines geplanten Asylbewerberheims den Firmensitz nach Hessen zu verlegen, wird von den rund 150 Mitarbeitern der Wesermetall- Umformtechnik (WMU) unterstützt. Die Geschäftsleute hatten in einem Brief an die Stadtverwaltung einen solchen Schritt angekündigt, wenn in einer ehemaligen Kaserne eine Zentrale Anlaufstelle (ZAST) und in einem Dorfgemeinschaftshaus, das an das Villengelände der Firmeninhaber grenzt, Asylbewerber untergebracht werden. Ihre Erholung, so hatten die Firmenchefs zur Begründung wissen lassen, „die für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit notwendig“ sei, sei dann nicht mehr gewährleistet.

In einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben wandte sich der Betriebsrat „gegen den Rufmord in der Presse“ und erklärte: „Niemand hier im Betrieb ist ausländerfeindlich.“ Der „Asylmißbrauch“ müsse „endlich auf Bundesebene beendet werden“. In einer Demokratie könne und dürfe jeder seine Meinung sagen, begründete der Betriebsrat seine Unterstützung der Drohung.

Die Firmenchefs waren für Journalisten nicht zu sprechen. In einer Erklärung wiederholten die beiden ihre Drohungen mit der Begründung, das Unternehmen habe seit 1986 rund 27 Millionen Mark an Einkommen gezahlt und 15 Millionen Mark investiert. Da könnten sie schon erwarten, daß ihre Wünsche erfüllt würden. Andernfalls würden sie zumindest die Gewerbesteuer auf ein Sperrkonto zahlen, „bis wieder normale Verhältnisse eintreten“.

Vertreter der Stadtverwaltung hatten dies als „Versuch einer Erpressung“ gewertet. Eine Bürgerinitiative, die sich gegen die Einrichtung der ZAST formiert hat und teilweise von den Firmenchefs finanziert worden sein soll, hat sich inzwischen weitgehend distanziert.