Lokalkoloratur: Christian Arndt

LOKALKOLORATUR

Es gibt zahlreiche kirchliche Würdenträger, die ein ausgeprägtes Ego haben, zu allem ihren Senf beisteuern und sich an medienwirksamen Auftritten begeistern können. Solche Art Geistlichkeit kann einem auch den letzten Respekt vor der Kirche vergällen, gäbe es nicht doch einige wenige wie Christian Arndt. Was diesen aufrechten Christen, Pastor an der Friedenskirche in St. Pauli, so sympathisch macht ist, daß ihm jedes pastorale Gehabe völlig fremd ist. Wenn er sich zum Beispiel für die Bewohner der Hafenstraße einsetzt, dann traktiert er seine Umgebung nicht mit Appellen an die Nächstenliebe. Wenn er sich von Polizisten zusammenschlagen, festnehmen und vor Gericht zerren läßt, dann nicht als selbsternannter Märtyrer, der qua Amt für die Schwachen zu kämpfen hat. Christian Arndt, der gestern seinen fünfzigsten Geburtstag feierte, verfügt über etwas sehr Seltenes, einen überaus stark entwickelten Gerechtigkeitssinn. Ihn interessieren nicht die Autofahrer, die er mit Blockaden genötigt haben soll, sondern die Kinder, die auf der Stresemannstraße zu Tode gefahren wurden. Es scheren ihn auch nicht Gesetze, mit denen Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben werden sollen. Wenn auch verspätet, wir wünschen ihm von Herzen alles Gute, vor allem aber, daß er noch lange Zeit viel Kraft behält, um weiterzumachen. nm