Musik zum Gedenken

■ Das Minsker Kammerorchester erinnerte an Hitlers Kommandobefehl

erinnerte an Hitlers Kommandobefehl

Etwa zweihundert Zuhörer und Zuhörerinnen kamen am Sonntag abend in die Hauptkirche St.Jacobi, um einem Konzert zum Jahrestag des sogenannten Kommandobefehls beizuwohnen. Der Kommandobefehl, Hitlers Anweisung zur restlosen Ausrottung der Partisanen in den von Deutschland besetzten Gebieten, gehört normalerweise nicht zu den Ereignissen, derer in Deutschland gedacht wird, obwohl diesem Befehl außer vielen Widerstandskämpfern auch Tausende von Zivilisten zum Opfer fielen.

Das Minsker Kammerorchester, ein Teil der weißrussischen Philharmonie, spielte unter der Leitung des jungen Dirigenten Timur Mynbajew das letzte Concerto grosso von Händel, den Monolog von Alfred Schnittke, die Trauermusik von Paul Hindemith für Viola und Streicher und die Kammersinfonie von Dimitri Schostakowitsch.

Mit jugendlichem Elan leitete der 23jährige Mynbajew das Orchester, verfiel aber leider allzu häufig in eine übertriebene Gestik. Etwa bei der Trauermusik von Hindemith. Ulrich von Wrochem, Mitveranstalter und Solist des Abends, gelang es, das Publikum durch sein virtuoses Spiel zu fesseln.

Er führte auch durch den Abend und forderte das Publikum nach dem letzten Stück, der Kammersinfonie Gegen Krieg und Faschismus von Dimitri Schostakowitsch (in Dresden während der Bombenangriffe geschrieben) dazu auf, den Saal ohne Klatschen zu verlassen. Denn: „In der heutigen Welt gibt es noch Krieg und Gewalt. Und auch in Deutschland wird Menschen aufgrund ihrer Nationalität Gewalt angetan.“ Ein passendes Schlußwort für eine Veranstaltung, in der künstlerisch nicht ausschließlich das Gedenken an Hitlers mörderischen Kommandobefehl im Vordergrund stand. Die Musikauswahl als solche konnte auch so überzeugen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gedenkveranstaltungen, an denen antimilitaristische Standards, Borchert und Co., tumb heruntergebetet werden. Kai Rehländer