Vegesacker Beirat will keinen Spritzenautomat

■ Beirat entschied „ganz schnell“ gegen Hilfe für Drogenabhängige

Es sollte „ganz schnell“ gehen. Wie von Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer geheißen, lehnte der Beirat am vergangenen Donnerstag abend die Aufstellung eines Automaten zum Wechseln von Spritzbestecken für Junkies im Stadtteil Vegesack einstimmig ab. Der Ausschuß für Soziales, Jugend, Frauen und Arbeit hatte in den Beirat einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, in dem gefordert wird, „für Vegesack ein präventives Drogenkonzept vorzulegen“. Erst danach soll der Beirat bereit sein, „über die Schaffung von Infrastrukturmaßnahmen für Drogenabhängige zu beraten“.

Die Vegesacker KommunalpolitikerInnen fürchten in Eintracht mit der Polizei, daß sich durch den Spritzenautomaten auch in Vegesack schneller eine offene Szene entwickelt.

Solch eine Vision war für den Sozialausschuß „eine Nummer zu groß“, erklärte Sprecher Eberhard Boje (SPD) während der Beiratssitzung. Hintergrund: Heinz- Jochen Zenker, Leiter des Bremer Hauptgesundheitsamtes, habe „ganz überraschend“ am letzten Treffen teilgenommen, um die behördliche Werbetrommel zu rühren. Der kürzlich an der Sielwall- Kreuzung demontierte Spritzenautomat sollte im Bereich des Vegesacker Bahnhofes wieder aufgestellt werden. Als Alternative, so Boje weiter, habe für die Aufstellung das Bezirksgesundheitsamt Bremen-Nord zur Diskussion gestanden. Denn dort wird an den Wochenenden bereits Polamydon an Substituierte ausgegeben.

Daran wird die Sozialbehörde trotz des „Nein!“ aus Vegesack festhalten. „Es gibt einen Drogenhilfeplan für die ganze Stadt. Er wird zur Zeit fortgeschrieben, und da ist auch Vegesack mit drin“, reagierte Andrea Frenzel-Heiduck, Sprecherin der Sozialbehörde, auf den Beiratsbeschluß. Außerdem könne der Beirat ja selbst mal Vorschläge machen.

Auch Bremen-Norder Drogenberater wollen den Spritzenautomaten. Denn: In Burglesum, Vegesack und Blumenthal gibt es einen eigenen Markt. Er versorgt rund 200 namentlich bekannte Junkies mit dem täglichen Schuß. Die Dunkelziffer liegt noch einmal bei 100 bis 150. Bis auf kleine Ausnahmen allerdings wird in Bremen-Nord nicht offen gehandelt. Die einschlägigen Adressen sind in Fixerkreisen bekannt.

So wird sich nach Überzeugung Heinz Fejas von der Drogenberatung Bremen-Nord kurz- oder mittelfristig keine offene Szene entwickeln. Lasse Berger vom Bremen-Norder Präventionszentrum der „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“ meint: „Wenn wir einen Spritzenautomaten kriegen, muß geklärt werden, wo die alten Bestecke bleiben.“ Ob das Streitobjekt allerdings direkt nach Vegesack kommt, ist derzeit fraglich. Feja kann es sich „auch direkt in den Problemregionen“ vorstellen. Ulf Buschmann