Ein Bett im Schlachtfeld

■ ...das ist immer frei: Scholl-Latour in Bosnien und im ZDF

Endlich ist er da. Unvergleichlich in seiner Tarnweste und aufgebläht durch die kugelsichere. Gerade noch rechtzeitig, als uns der ganze Krieg dort unten schon langweilig geworden ist, erscheint er und macht ihn wieder interessant, zum Brennpunkt sozusagen. Wichtig auch deshalb, weil uns zur Zeit auf dieser Welt kein anderes Scharmützel so richtig zu unterhalten vermag, und ein Flugzeugabsturz ist eben eine viel zu kurze Angelegenheit, erst recht, wenn aus 250 versprochenen Opfern magere 67 werden.

Bitten mußte man den Mann wohl nicht lange, sich dieses Krieges anzunehmen, denn dieser Krieg hat eine Bedrohung dazugewonnen, die seine persönliche Sache schon lange ist. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien betrifft uns nicht mehr deshalb, weil unser Billigreiseland Nummer eins zu verschwinden droht; in Istrien und anderswo kann man längst seine blassen Beine wieder auf dem Betonstrand ausstrecken. Nein, der Schrecken heißt Islam, und der geht uns alle an, wir erinnern uns, wie die Türken vor Wien standen und nur ihre hastige Zurückschlagung uns rettete vor schwarzen Tüchern, Moscheen und Allah-Anrufungen über unseren Städten und Dörfern.

Österreich fiel damals die Verteidigung des Abendlandes zu. Österreich, jenes Land, welches jetzt von einer ungeheuren Zahl moslemisch-bosnischer Flüchtlinge bedroht wird, wogegen es „psychologische Grenzen“ gäbe, wie der Präsident sagt, der nicht mehr Waldheim heißt.

Von Bosnien geht heute die islamische Welteroberungssucht aus. Peter Scholl-Latour, der gestählte Fremdenlegionär, wagt sich vor Ort, um uns deshalb wachzurütteln. Er ist unser Fachmann, seinen ch-Lauten ist sein Wissen und seine Insiderstellung anzuhören. Er wagt sich in die Höhle des Löwen, des Weltfeindes, steht kühn neben dem Iman von sowieso und zeigt uns – gerade weil jener genau das Gegenteil behauptet –, wie groß die Bedrohung für uns im Abendland ist. Denn trauen kann man niemandem mit schwarzem Haar, Bart und Tuch um den Kopf, wir denken mit Schrecken an Saddam, den Religionshitler, der ja auch kurz vor unseren Toren und Zapfsäulen stand.

Um so trauriger, wenn wir von Peter, darwinistisch gewieft, erfahren, daß alle religiösen Gruppierungen dort unten rassisch, ethnisch undsoweiter gleich sind: das Bild einer blonden Muselmanenfrau, ein schwarzhaariger Serbensoldat. Sind also nicht letztlich alle dort am Krieg Beteiligten, auch wenn sie sich serbisch und orthodox nennen, Moslems, die sich gegenseitig bekämpfen, nur aus dem Grund, um uns als Flüchtlingstrupps einzunehmen?

Eine geistesgestörte Frau wird uns zum Symbol, sagt er. Sie behauptet, Professorin gewesen zu sein und spricht koranartige Sätze auf einer Parkbank. Er hat recht. Die Geistesverwirrung wird uns zum Symbol, zum Symbol der Fernsehberichterstattung.

Oder ist es Berechnung, daß der verwirrte Krieger Scholl-Latour seine wahnartigen Sätze auf der Mattscheibe sagen darf, während in Rostock, Dresden und anderswo Andersaussehende gejagt werden? Andree Hesse