Ravel On The Rocks

■ Die Moravia-Verfilmung „Männer und Liebhaber“

Nicht schon wieder. Nicht schon wieder Armani-Anzüge in Campari-was-sonst-Stimmung. Nicht schon wieder SM-Sex für Biedermann und Biederfrau im Stil von „Neuneinhalb Wochen“ und „Basic Instinct“. Wobei letztgenannte im Vergleich zu „Männer und Liebhaber“ als erotische Meisterwerke zu rühmen wären. „Alina wünscht sich einen Liebhaber – und bekommt ihren Willen. Ehemann Stephen sagt Ja. Das Arrangement: Von Montag bis Freitag teilt das Paar Tisch und Bett, am Wochenende aber gehört die Schöne ihrem reichen welterfahrenen Lover, Paolo. Damit sind die Weichen für ein explosives Dreiecksverhältnis gestellt.“

So informiert das Presseheft über den Inhalt. Damit ist schon fast alles gesagt, und zwar in genau der Sprache, die auch der Film spricht: in der denkbar simpelsten. Hinzuzufügen wäre, daß Alina beim „welterfahrenen Lover“ Sado-Maso-Sex kennen, lieben und hassen lernt und zu guter Letzt reumütig zu einer sanfteren Gangart und ihrem Ehegespons zurückkehrt.

Softporno- und Werbeclip-Klischees werden ununterbrochen abgenudelt, und das nicht einmal in der Plastik-Glätte, die Adrian Lines Tête-à-tête von Kim Basinger und Mickey Rourke zumindest einen, wie auch immer zu bewertenden, Stil verlieh.

Angestrengt übt sich Mauro Bolognini in dem Genre, erreicht aber nicht dessen keimfreie Professionalität. Wir sehen den blondmähnigen Stephen (Julian Sands) beim Zufallsquickie mit einer schwarzmähnigen Unbekannten auf dem Damenklo, Alina (Joanna Pacula) beim selbstverliebten Sich-Bemalen und Bestrapsen vorm Badezimmerspiegel. Tiefe Blicke aus angestrengten Schauspielergesichtern. Aus dem Hintergrund dudelt Betörendes von Ennio Morricone, der die Filmmusik geschrieben hat.

An die Grenzen der Erträglichkeit geht der Film, wenn Alina und ihr Sado-Macho Paolo (Tcheky Karyo) Tristesse im Luxusambiente spielen: Er, träumerisch am Klavier sitzend, auf der Veranda seiner antikisierenden Strandvilla, sie im schimmernden Abendkleid, träumerisch an einer Säule lehnend. Mit einem Glas Southern Comfort, Cointreau on the rocks oder Campari pur wäre die hier gezeigte Welt komplett.

Mit der passenden Spirituose wären vielleicht für den Zuschauer auch die Dialoge zu ertragen, die die Figuren in hölzerner Feierlichkeit unablässig austauschen: Unfreiwillige Komik lauert auf Schritt und Tritt. Als Stephen Alina nach dem Grund für ihren lustvoll zelebrierten Seitensprung fragt, antwortet sie etwa: „Du bist immer so intellektuell. Zu viele Bücher.“ Und als die treulose Gattin einmal von ihrem klavierspielenden Liebhaber früher als geplant zurückkommt, entspinnt sich folgendes Zwiegespräch. Er: „Was brachte Dich dazu, ihn zu verlassen?“ Sie: „Ravel!“

Was soll man dazu noch sagen? Marion Löhndorf

„Männer und Liebhaber“. Italien 1991. 94 Minuten. Regie: Mauro Bolognini. Mit: Julian Sands, Joanna Pacula, Tcheky Karyo und Lara Wendel. Kostüme: Armani. Ab 22.10.