Roßbergs Wahrheit lieb und teuer

■ Zeuge gegen Stolpe kassierte

Berlin (taz) – Ein „relativ kleiner Betrag“ ist dem früheren Stasi- Offizier Klaus Roßberg im Zusammenhang mit seinen Manfred Stolpe belastenden Aussagen im TV-Magazin „akut“ zugekommen. Sat.1-Chefredakteur Michael Rutz räumte ein, der Sender habe Roßberg gewisse Aufwendungen erstattet, die er infolge dieser Geschichte hatte. Als „weit, weit überhöht“ bezeichnete Rutz Mutmaßungen des Stern, es seien rund 150.000 Mark in dieser Angelegenheit geflossen. Roßberg hatte in „akut“ eidesstattlich zu Protokoll gegeben, daß er persönlich im Beisein seines Vorgesetzten Joachim Wiegand dem früheren Konsistorialpräsidenten Stolpe im Herbst 1978 die DDR-Verdienstmedaille nebst der dazugehörigen Prämie von 1.000 Mark übergeben hat. Ministerpräsident Stolpe streitet diese Darstellung aber entschieden ab.

Dem Stern zufolge hat eine reichlich dubiose Person, der 66jährige Jürgen Perduss, im Hintergrund die Kontakte zwischen dem Stasi-Mann Roßberg und dem Mainzer Privatsender geknüpft. Perduss, der nach den Erkenntnissen von Verfassungsschützern ein „Nachrichtenhändler“ sein soll, habe zusammen mit Roßberg „eine beachtliche Summe abgezockt“: Insider sprächen von 150.000 Mark. Als Motiv käme „tiefe Gekränktheit in Frage, weil Stolpe nun alle Erfolge seiner MfS- Kontakte für sich verbucht und die Stasi-Offiziere als dumme Jungs vorführt“ – vor allem aber habe „wirtschaftliche Not“ den Stasi- Mann getrieben. Auch der Stern räumt jedoch ein, daß Roßbergs Aussagen eine gewisse Plausibilität nicht abgesprochen werden könne. Roßberg, Wiegand und Stolpe werden morgen vor dem Untersuchungsausschuß in Potsdam als Zeugen auftreten. Wolfgang Gast