Großdemonstration gegen John Major

■ 50.000 gegen Schließung der Minen

London (taz) – John Major hat sich verkalkuliert. Über 50.000 Menschen – nach Angaben der Veranstalter gar 200.000 – demonstrierten gestern im Londoner Hydepark gegen die geplante Schließung von zunächst zehn Kohlegruben und forderten die Entlassung des britischen Premierministers anstatt die der Bergleute. Die Kumpel, die mit ihren Frauen und Kindern aus dem ganzen Land nach London gereist waren, wurden in ihrem Protest von zahlreichen Londonern unterstützt. Der Zug wurde von Gewerkschaftsführer Arthur Scargill und dem Labour-Linken Tony Benn angeführt. Benn und sein Parteifreund Denis Skinner wiesen in ihren Reden darauf hin, daß die für gestern abend im Unterhaus angesetzte Abstimmung über die Schließung der Minen nicht entscheidend sei. Es gehe vielmehr darum, einen neuen Kampf gegen die regierenden Tories zu führen, mit dem Ziel, diese zu stürzen. Die Ankündigung Majors vom Vorabend, die Löhne im öffentlichen Dienst einzufrieren, sorgte für zusätzlichen Zündstoff. So hatten alle Gewerkschaften, auch die der Angestellten und der Rentnerverband, VertreterInnen zu der größten Demonstration in Großbritannien seit zwanzig Jahren entsandt. In seltener Einmütigkeit wandten sie sich gegen die Pläne der Regierung. Am Sonntag soll eine weitere Kundgebung der Bergarbeiter stattfinden. Auch die Angestelltengewerkschaften haben bereits Aktionen und Streiks angekündigt. Damit steht das Land vor einer Protestbewegung, die breiter werden dürfte als die Kampagne gegen die Einführung der poll tax, einer Kopfsteuer, die nur entschärft und mit neuem Namen versehen überlebte. Die gestrige Großdemonstration gegen die Major-Regierung war hierfür nur der Auftakt. RaSo