Kaum zu glauben: Eine Lokomotive nur zum Kaffeekochen

KAUM ZU GLAUBEN

Eine Lokomotive nur zum Kaffeekochen

Die Bundesbahn läßt auf nicht elektrifizierten Strecken eine zweite Lok nur mitfahren, damit es genügend Strom zum Kaffeekochen im Bistro sowie zum Klimatisieren der Wagen gibt. Denn sie versäumte es, ihre alten Loks rechtzeitig auf den hohen Strombedarf neuer Wagen umzurüsten.

Zwischen Lindau und Ulm rollt der InterRegio doppelt bestückt, zwischen Hamburg und Flensburg verkehrt sogar der Intercity als Zweispänner. Mit der zweiten Lok werden 80 Tonnen zusätzlich auf die Reise geschickt. Das kostet jedesmal ein paar 100 Liter Diesel- Treibstoff extra.

Mitunter fährt die zweite Lok sogar völlig nutzlos mit. Nämlich dann, wenn auf der Rückfahrt bei anderer Wagenkombination die erste Lok genügend Strom auch für den Kaffee liefert.

Hundert Kilometer Bahnfahren — aber ohne einen Schluck frischen Kaffee für die Gäste — das kommt für die Bahn nicht in Frage. „Wenn man ein gewisses Angebot hat“, erläutert Sprecher Fridolin Schell, müsse man es „auch auf den gesamten Strecken vorhalten“. Immerhin: Die Bahn hofft, ab nächsten Sommer wieder mit „nur“ einer Lokomotive auszukommen.

Die Bahner schieben das Problem schon lange vor sich her. Bereits seit 1985 fordert die zuständige Versuchsanstalt der Bahn in München die Umrüstung der bereits 27 Jahre alten, schwächlichen elektrischen Anlage der Dieselloks. Doch die Bonner Ministerien für Verkehr und Finanzen wollten nicht zahlen.

Sie haben „sieben Jahre keine Entscheidung getroffen“, klagt Karl Weiß von der Bahn-Versuchsanstalt in München. Inzwischen bekam die Bahn Geld — und die Entwicklung eines Prototyps kann ihren Lauf nehmen. Jo