Leiser Kirchenchor

■ Katholische Kirche und Artikel16

Bonn (taz) – Da muß man und frau schon genau hinhören, um im Chor der Asyl-Debattanten die Stimme der katholischen Kirche zu erkennen. Am lautesten erschallt im geistlichen Konzert das Organ der Amtskirche. Wilhelm Schätzler, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, ließ jüngst eine dreiseitige Abhandlung mit dem Titel „Spiegelfechterei unter Ideologen?“ über die Katholische Nachrichten Agentur (kna) verbreiten. Der Bischofssekretär fordert darin, das „Verwirrspiel“, das derzeit die Politiker in Sachen Asyl betreiben, zu beenden. Das Recht auf Asyl für politisch Verfolgte müsse gewahrt bleiben. Ob das durch eine Ergänzung, sprich Änderung des Artikels16, oder durch andere gesetzliche Regelungen garantiert wird, hält Schätzler für zweitrangig. Das Asylrecht dürfe jedenfalls nicht mehr als „Einfallstor“ zweckentfremdet werden. Die Zuwanderung muß „eingeschränkt und in sozialverträglichen Grenzen gehalten“ werden.

Einsatz der katholischen Friedensbewegung: Für Joachim Garstecki, Generalsekretär von Pax Christi, ist Schätzlers Interpretation „fahrlässiger Umgang“ mit der Erklärung der Deutschen Bischöfe der Herbstvollversammlung. Darin hatte das Episkopat gewarnt, das Asylrecht in seiner Substanz auszuhöhlen. Aufgrund interklerikaler Meinungsstreitigkeiten hatte sich das Episkopat nur auf die Minimal-Formulierung „Präzisierung des Asylrechts“ geeinigt. Eine „Blanko-Aussage“ in den Augen von Garstecki. Franz Josef Conrath, Vorsitzender der Pax-Christi-Kommission „Asyl/ Flüchtlinge“ wird noch deutlicher: „wischi-waschi“ sei die Erklärung der Bischofskonferenz, die sich um klare Aussagen gedrückt hätte.

Überraschend verhalten dagegen klingt die Stimme der Caritas. Man sei einverstanden mit der Bischofserklärung, meint Asyl-Referent Hans-Dieter Schäfers. Allheilmittel sei die Grundgesetzänderung nicht. Es fehle jedoch ein Zuwanderungskonzept, sagte Schäfers, derweil seine Amtskirche vorerst verstummt. Deren Autritt in Gestalt der Bischofskonferenz ist erst wieder gekommen, so Sekretär Schätzler, wenn der Antrag auf Grundgesetzänderung vorliegt. Zur Prüfung des moralischen Gehalts. Da capo. Myriam Schönecker