: Neuer Vorstand, neues Modell
■ Trägerverein von Kampnagel hat einen neuen Vorstand gewählt / Umwandlung in GmbH wird wahrscheinlich
hat einen neuen Vorstand gewählt/Umwandlung in GmbH wird wahrscheinlich
Ohne Gegenstimme hat der Trägerverein von Kampnagel auf seiner Sitzung am Mittwoch abend einen fünfköpfigen neuen Vorstand gewählt, in dem kein Mitglied des alten mehr sitzt. Der neue Vorstand besteht aus Nils Jockel (Pädagogischer Dienst im Museum für Kunst und Gewerbe), Anke Kuhbier (Bürgerschaftsabgeordnete der SPD), Jürgen Mackensen (Vorstand des Literaturhauses, demnächst Geschäftsführer im Alsterpavillon), Ludwig von Otting (Direktor des Thalia) und ex-taz-Redakteurin Annette Rupprecht (Stern TV). Einen Vorsitzenden wählt der neue Vorstand im November (heißeste Kandidatin: Anke Kuhbier).
Das neue Gremium ist seiner Funktion nach allerdings nur noch ein Abwicklungsvorstand, denn auf die Bitte des Vereins hin wird in der Kulturbehörde die Umwandlung des Trägermodells für Kampnagel in eine GmbH vorbereitet. Nachdem die Kultursenatorin Christina Weiss im Senat bereits einmal mit dem Antrag gescheitert war, das labile Vereinsmodell in eine stabilere GmbH-Lösung zu verwandeln, stehen die Zeichen momentan nicht schlecht, daß die Zustimmung diesmal gegeben wird.
Voraussetzung dafür ist ein neues Modell, das die Gründung der GmbH unter dem Dach einer staatsnahen kulturellen Institution vorsieht, so daß die unmittelbare Verantwortlichkeit des Senats für Kampnagel (wie bei den Staatstheatern) nicht gegeben ist. Da der Aufsichtsrat dieser GmbH dann aber, anders als der jetzige Trägerverein, wohl von Behördenvertretern dominiert werden wird (mit der Senatorin als Vorsitzenden), wäre die staatliche Anbindung, sowie die damit verbundenen Kontrollfunktionen, weit stärker ausgeprägt, als bei dem ehrenamtlich fungierenden Trägerverein. Henning Voscherau hat zu diesem Modell schon Zustimmung signalisiert, der Senatsentscheidung sieht man in der Kulturbehörde allgemein gelassen entgegen.
Momentan laufen allerdings noch die vorbereitenden Gespräche, eine zügige Entscheidung wird aber von allen Seiten befürwortet. Ob diese Verwandlung etwas an der chronischen Unterfinanzierung des Geländes ändern wird, muß allerdings bezweifelt werden. Zwar will Christina Weiss eine kontinuierliche Steigerung des Etats für die Kulturfabrik im Senat erreichen, daß bei einer Umwandlung in eine GmbH aber grundsätzlich über eine neue Ausstattung des Geländes nachgedacht werden würde, verneinte Hinrich Schmidt-Henkel, Pressesprecher der Kulturbehörde.
Die inhaltliche Struktur des Geländes wird sich dadurch aller Wahrscheinlichkeit nach weder zum positiven noch zum negativen ändern, denn alle gehandelten neuen Konzepte basieren auf deutlichen Investitionen in das Gelände. Ein Intendanten-Theater wird es also ebensowenig geben, wie eine vorbildliche Produktionsstätte für innovatives Theater. Till Briegleb
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