Das bittere Ende

■ Noch immer zu Recht keine Kultband: „The Brandos“ im Modernes

„The Bitter End“ heißt ein Club in Greenwich Village, und nicht ohne Grund: Die Musiker, die hier spielen, werben ihr Publikum selbst — und mittels hektographierter Handzettel, draußen auf dem Trottoir. In diesem sonderbaren Etablissement hörte ein Bremer Konzertveranstalter 1987 „The Brandos“, setzte die vier nembst Gitarren kurzerhand in einen Billigflieger und stellte sie als „The New York Brandos“ auf die Bühne des Modernes.

Die Szene, allen voran die Rock-Fraktion unseres Heimatsenders, verliebte sich außerordentlich heftig. Unvergessen des Moderators Äther-Worte während des damaligen Stadtfest-Auftrittes: „Sie sehen aus wie eine New Yorker Gitarrenband, sie klingen wie eine New Yorker Gitarrenband...“ - und eilfertigst wurde am Kult gezimmert.

Der Nachhall blieb, hüben wie drüben, aber eher mäßig. Hier eine eher provinzielle Tour, dort eine unveröffentlichte Plattenaufnahme. Aber jetzt: neues Material, neue CD - und ein buntgemischtes Publikum im ziemlich gut gefüllten Modernes: Natürlich beginnt die zweite Tour an dem Ort, wo alles anfing.

Um dem Kollegen Willy Taub sein Adjektiv zu liefern: Es war eine solide Show. Immer noch sind die Brandos vier adrette Jungs im metropolen Ausgeh-Outfit, man verzichtet weitgehend auf Sperenzchen und gibt sich gemäßigt hardboiled.

Sänger David Kincaid hat immer noch ein Händchen für griffige Songs, und seine Refrains sind schon mal gut für magische Momente. Neben einer neueren Vorliebe für leicht folkige Töne mag man vor allem den guten alten Rock'n' Roll, und einige der neueren Ohrwürmer sind wirklich überdurchschnittlich gut.

Doch das Material ist allzu gleichförmig, die Songs gehen alle geradeaus, auch die jüngeren haben nur wenig neues. Kennst du drei, kennst du alle. Auch wenn das Modernes auch diesmal wieder gegen Ende durchaus in Wallung geriet — es gibt keinen Grund, an den großen Durchbruch zu glauben. Rainer Köster