AStA: Mehr Kontrolle oder Autonomie?

■ Nach Finanzbericht: Erbitterte Diskussion über selbstverwaltete Studentenschaft

Der Bericht über die Schiebereien und Bereicherungen einzelner Mitglieder der studentischen Selbstverwaltung (AStA) hat dortselbst heftige Auseinandersetzungen ausgelöst. „Das waren die persönlichen Fehlleistungen von Einzelpersonen“, erklärte die AStA-Vorsitzende Nulifer Koc. Der Finanzreferent des amtierenden AStA-Vorstandes und Mitautor des Berichtes, Tim Budde, erklärt dagegen: „Die Strukturen der studentischen Selbstverwaltung haben diese Vetternwirtschaft begünstigt.“ Während Koc weiterhin auf eine autonome studentische Selbstverwaltung vertraut, will Budde mehr Kontrolle.

Der Bericht über die Machenschaften einzelner AStA-Mitglieder im Rahmen der ordnungsgemäßen Finanzprüfung war direkt nach Fertigstellung an den Uni- Rektor Jürgen Timm gegangen. In einem Brief vom 16. Oktober setzte der den AStA-Vorstand unter Druck: „Wenn Sie als AStA nicht zivilrechtliche Schritte einleiten und Kontakt mit der Staatsanwaltschaft“ aufnehmen wollen, „sehe ich mich gezwungen, dieses im Sinne der Rechtsaufsicht selbst zu tun.“ Also ging der AStA, knurrend, zur Staatsanwaltschaft, die mittlerweile gegen fünf Leute ermittelt. „Wir hätten das lieber aus eigener Kraft getan“, murrt Vizevorsitzende Alexandra Zunk, „als Selbstreinigung.“ Ob die Studenten diesen Weg aus eigener Kraft angetreten wären, da hat Budde seine Zweifel: Zwei der fünf, gegen die die Stattsanwaltschaft ermittelt, sind noch immer in studentischen Gremien vertreten.

Die beiden AStA-Vorsitzenden plädieren zwar auch für mehr Kontrolle, auch die soll aber ihrer Ansicht nach aus der Studentenschaft kommen, aus enem Finanzkollektiv und durch einen erweiterten Vorstand . Derzeit muß jeder Scheck von einer Mitarbeiterin des Rektorats gegengezeichnet werden. 2Das behindert unsere Arbeit“, sagt Koc. Budde dagegen: „Die Kontrolle des Rektors ist richtig. Die bestehende studentische Selbstverwaltung hat die Übergriffe nicht verhindert.“ Trotz eines Finanzreferenten, der als Person absolut integer gewesen sei, ist es den Abzockern gelungen, in die eigene Tasche zu wirtschaften. „Die haben den glatt über den Tisch gezogen.“

Zur Anzeige gebracht wurde vom AStA Betrugsfälle, die 4.000 Mark übersteigen. „Wir sind davon überzeugt, daß sich viele Fälle aus dem Bericht klären lassen werden“, sagt Zunk. Tim Budde dagegen glaubt, erst die Spitze eines Eisberges freigelegt zu haben: „Es fehlen noch ein ganzer Berg unterlagen. Da ist noch einiges unklar.“ mad

Am kommenden Donnerstag beschäftigt sich der StudentInnenrat mit den Vorfällen, öffentliche Sitzung, 17.00 Uhr