In den Arbeitsmarkt einfädeln

■ Am Otto-Suhr-Institut der FU zweites AbsolventInnen-Gespräch über Berufsfindung Neu-PolitologInnen sollen Stellen recherchieren/ „Superkleinlaute“ Einstellung der Osi-Studis

Am 3. November lädt Politikprofessor Peter Grottian zum zweiten Mal AbsolventInnen des Fachbereichs Politische Wissenschaft zu einem Gespräch über Möglichkeiten der Berufsfindung. Grottian geht es darum, die Passivität der frischgebackenen Diplom-PolitologInnen zu bekämpfen und ihre Vereinzelung bei der Stellensuche aufzuheben. Rund 120 von ihnen schickt das Otto- Suhr-Institut (Osi) samt Diplom alljährlich auf den unübersichtlichen Politologen-Arbeitsmarkt.

Die Lektüre der Stellenanzeigen in der Zeit, so will es der engagierte Professor den Osi-AbgängerInnen einschärfen, „genügt nicht“. Sie müßten die Initiative ergreifen und sich „aktiv in den Arbeitsmarkt einfädeln“, wie es Grottian ausdrückt. Konkret bedeutete das Anfang des Jahres, als das erste AbsolventInnen-Treffen stattfand, daß die Nicht-mehr-StudentInnen gemeinsam in potentiellen Berufsfeldern – öffentliche Verwaltung, Medien, politische Bildung, Kulturpolitik – aktiv Stellen recherchierten. Das ging bis zu Anrufen bei Personalabteilungen. Grottian, der Praktikumsbeauftragte des Osi, Klaus Megerle, und ein Experte aus dem Arbeitsamt halfen dabei.

Abzuwandelnde Vorgänger für die Initiative, die sich zu einem Osi-Netzwerk auswachsen soll, kommen etwa aus Frankreich. Dort buhlen Industrieunternehmen auf mehrtägigen Großveranstaltungen um den Ingenieurnachwuchs des Landes. Teil solcher Direktkontaktmessen sind Showelemente, die den Studierenden Unterhaltung bieten sollen, wie etwa auf dem Forum „Air et Espace 1991“ im Pariser Wissenschaftspark La Villette.

Auf Show verzichtet der Deutsche Absolventen-Kongreß, der mittlerweile mit erwarteten 10.000 TeilnehmerInnen die größte Direktkontaktmesse in Europa ist. Am 11. und 12. November stellen sich über 200 ausstellende Unternehmen im Kölner Congress-Centrum den in Examensnähe stehenden StudentInnen vor, meist solche aus Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Der Veranstalter, ein in der Schweiz ansässiger Verlag, will auf der Messe „ganz bewußt die inhaltliche Auseinandersetzung suchen“, so Geschäftsführer Michael Hoyer. Dies soll bei Vorträgen und in Podiumsdiskussionen geschehen.

Eine solche inhaltliche Auseinandersetzung wäre auch eine mögliche Entwicklungsrichtung des AbsolventInnengesprächs am Otto-Suhr-Institut. Das Osi könnte, als Veranstalter auftretend, dabei die Möglichkeit nutzen, seine kritischen Ansprüche zusammen mit den jungen angehenden Politologen an die potentiellen Arbeitgeber zu adressieren.

Die Osi-AbsolventInnen zeichneten sich bislang dadurch aus, daß sie „superkleinlaut“ wären, meint Peter Grottian. Einerseits hätten sie riesige Ansprüche und träumten von Superjobs, andererseits würden sie ihre potentielle Arbeitslosigkeit als Ausrede für ihre Bewerbungslethargie benutzen. cif